»Das Internet muss weg« fordert Schlecky Silberstein provokant. Was genau er damit meint, erklärt er in der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Große schwarze Buchstaben auf grell-gelbem Grund – der Titel »Das Internet muss weg« von Autor Schlecky Silberstein sticht ins Auge und wirkt aufmerksamkeitsheischend, ist aber vollkommen ernst gemeint. Mit der Thematik ist Silberstein wie kaum ein anderer vertraut. Seinem Blog folgen mehr als 100.000 Menschen auf Facebook, im Jugendformat »funk« von ARD und ZDF ist seine Show »Bohemian Browser Ballett« fest verankert. Wer sonst sollte so viele Kenntnisse haben, dass er ein Buch über die Probleme des Internets verfassen könnte?
Zu Beginn der Lesung gibt es eine Einführung zu den Bereichen des Internets, mit denen sich der Blogger befasst hat. Viele Bezugspunkte finden sich in den Sozialen Medien, wie Facebook oder Instagram, wo viele Menschen ihr Online-Leben gestalten. Zwei wichtige Stichworte, die im Laufe des Abends immer wieder fallen, sind »Daten« und »Dopamin«. Daten, erklärt Silberstein, seien die Währung mit denen Soziale Netzwerke ihr Geld verdienen, zur Verfügung gestellt von ihren Nutzern. Mit Daten könnten viele Rückschlüsse auf die Vorlieben der Nutzer gezogen werden – ideale Informationen für Werbetreibende. Dopamin dagegen sorge dafür, dass Menschen weiterhin gerne Soziale Netzwerke nutzen. Es gelte als »Glückshormon« und sei für die Motivation zuständig. Dopamin werde ausgeschüttet, wenn eine bestehende Erwartung erfüllt werde. Das könne durch leckeres Essen, einen Spielautomaten oder ein Like auf Facebook passieren. Das Gehirn könne hierbei nicht zwischen den einzelnen Ursachen für die Dopaminausschüttung unterscheiden, weshalb schnell eine Sucht entstehen könne, besonders durch viele Interaktionsanreize im Netz.

Nach diesen Grundlagen geht die Lesung in eine Diskussion über, bei der Holger Mann, Mitglied für die SPD im sächsischen Landtag, moderiert. Die Besucher sind zu Fragen aufgefordert, sowohl Silberstein als auch Mann geben Antworten. Wortmeldungen gibt es reichlich und es zeigt sich die enorme Spannbreite, die die Thematik umfasst. Es geht um Videospiele und deren Auswirkungen, Konkurrenzangebote zu WhatsApp und das Netzwerkdurchsetzungsgesetz. Nicht für alle Punkte gibt es einen Masterplan und sicherlich auch nicht dafür, wie das Internet wegkommt. Trotzdem liest Silberstein noch aus seinem Schlusskapitel, um wenigstens Ansätze zu liefern. Man solle so wenig Daten von sich speichern lassen wie möglich und die Nutzung des Smartphones begrenzen, um nicht unter Stress zu geraten. Als wichtigsten Punkt benennt er jedoch Verständnis für die Mechanismen des Internets. Nur weil man das Internet häufig nutze, hätte man es nicht automatisch verstanden. Mit diesem Rat beendet Internetfachmann Schlecky Silberstein die Veranstaltung, die einige Gedanken über das eigene Nutzungsverhalten digitaler Güter aufgeworfen hat.
Beitragsbild: Schlecky Silberstein erklärt die Big Player Google, Facebook und Amazon. © David Regner
Die Veranstaltung: Das Internet muss weg: Eine Abrechnung, Moderation: Holger Mann, Friedrich-Ebert-Stiftung Leipzig, 16.3.2018, 20 Uhr
Das Buch: Schlecky Silberstein: Das Internet muss weg. Eine Abrechnung. Albrecht Knaus Verlag, München 2018, 271 Seiten, 16,00 Euro, E-Book 12,99 Euro
Der Rezensent: David Regner