Eine tapfere Elfin trotzt der Hektik der Leipziger Buchmesse.
Die Geräuschkulisse, die sich rund um die Phantastik Leseinsel zieht, ist wirklich nicht sehr förderlich für eine Lesung. Allerdings ist es auch schön zu sehen, dass es so viele Interessenten für den Bereich Fantasy gibt. Dennoch, wirklich aufmerksam kann man dem Autor, der dort vorne vergeblich den Leuten versucht sein Buch schmackhaft zu machen, nur schwer folgen. Es ist nicht die eigentliche geplante Lesung und dient nur dazu, schon mal ein bisschen die Atmosphäre einzufangen. Ein Blick rundherum und es sind nicht nur die vielen Stimmen, die es einem schwer machen, sich wirklich wohl zu fühlen. Die zahlreichen Schüler vermitteln einen falschen Eindruck von Interesse, wenn alle auf ihr Smartphone starren. Lässt man all das auf einen wirken, ist es schwer vorstellbar, sich gleich in eine fantastische Welt entführen zu lassen. Schwacher Applaus ertönt, als der Autor seine Lesung beendet.

Bewegung kommt in die Leseinsel, als ein neues Publikum seine Plätze einnimmt. Wieder werden Smartphones gezückt. Die Minuten vergehen. Endlich bewegt sich etwas da vorne und eine Frau in einem grünen Umhang betritt die Bühne. Sind die Cosplayer nicht alle in Halle 1? Für einen kurzen Moment herrscht Verwirrung, einige im Publikum sehen belustigt zur Bühne. Doch entgegen den Erwartungen scheint die umhüllte Person tatsächlich die Autorin zu sein. Was nach eingehender Betrachtung Sinn ergibt, schließlich handelt es sich um eine Fantasy-Lesung. Sofort steigt das Interesse. Sie wird als Fanny Bechert vorgestellt, die heute ihre Romanreihe Elesztrah präsentiert. Doch kaum ist sie alleine auf der Bühne, beginnt sie zu erklären, dass sie gar nicht Fanny Bechert ist, sondern Lysanna, eine Elfin aus dem Land Elesztrah.
Diesen Twist hat wohl niemand von uns kommen sehen. Augenblicklich werden ein paar Smartphones gesenkt. Jeder der die Bücher kennt, hat die geliebte Hauptfigur der Reihe sicherlich auch schon optisch wiedererkannt. Lysanna lässt verlauten, dass diese Fanny Bechert in einer Art Biografie über sie und ihre Abenteuer schreibt. Darüber wie sie sich auf der Suche nach dem Flammenden Lord befindet, der ihren Gefährten geraubt hat und dabei auf eine ganz unerwartete Begegnung trifft. Auf jemanden, der genau wie sie mit dunkler Magie gezeichnet wurde und erst noch lernen muss, damit umzugehen. Gemeinsam ziehen sie in den Krieg und aus anfänglicher Neugier wird schnell wahrhaftige Zuneigung. Es ist eine High-Fantasy-Saga, die voller Konfliktpotenzial und überraschender Wendungen steckt. Denn Lysanna scheint nicht nur in dem Flammenden Lord einen Feind zu haben, sondern auch in ihrem einstigen Gemahl, der einen Pakt mit dem Bösen eingegangen ist, um sie zurückzugewinnen. Genauso spannend ist es definitiv auch einmal die Elfen in einer dunklen Rolle und voller moralischer Abgründe zu sehen.
Wenn es bei einer 25-minütigen Buchlesung auch schwer ist, sein Publikum in den Bann zu ziehen, so scheint Lysanna aka Fanny das meisterhaft zu beherrschen. Während sie Einblicke in den Roman gewährt, nimmt sie den Zuhörer gekonnt mit in ihre Welt, indem sie jeden Charakter durch ihre Stimme und Mimik zum Leben erweckt. Es macht einfach nur Spaß, ihr zuzuhören und selbst die anfängliche Geräuschkulisse ist schnell vergessen. Selbst das Trommelkonzert, das durch die ganze Halle dröhnt.
Eine Autorin, die mit so viel Authentizität an eine Lesung herangeht, sodass man für einen Moment vergisst, dass man sich in der vollen Halle 2 der Buchmesse befindet, weckt automatisch den Wunsch, ebenfalls eine Reise nach Elesztrah zu unternehmen.
Beitragsbild: © Giulia Heyde
Die Veranstaltung: Fanny Bechert liest aus Elesztrah. Feuer und Eis, Phantastik Leseinsel, Halle 2, 21.3.2019, 11.30 Uhr
Das Buch: Fanny Bechert: Elesztrah. Feuer und Eis. Sternensand-Verlag, Zürich 2016, 460 Seiten, 12,95 Euro, E-Book 6,99 Euro
Die Rezensentin: Giulia Heyde