Über das Kinderkriegen und das Keine-Kinder-Wollen.
An einem gewissen Punkt im Leben scheinen sich Menschen einer der folgenden Kategorien zuzuordnen: Den in der Vorstadt lebenden Verheirateten mit Kindern und jenen, die in der Stadt (zurück)geblieben sind, die es bemitleidenswerter Weise nicht geschafft haben, erwachsen zu werden und eine eigene Familie zu gründen – das Letztere diese Entscheidung freiwillig getroffen haben ist natürlich unmöglich, wer will denn schon keine Kinder?
Der Roman »Nie, nie, nie« der norwegischen Schriftstellerin Linn Strømsborg handelt von dem Kinderwunsch und wie dieser sich auf Beruf, Familie und Freunde auswirkt.

Die Erzählerin ist Mitte Dreißig und wie sie stets von ihrem Umfeld zu hören bekommt, tickt ihre biologische Uhr. Sie selbst interessiert das zumindest weniger als alle anderen, da ihr Entschluss schon lange feststeht: Sie will keine Kinder. Diese Entscheidung stellt die Beziehung zu ihrem langjährigen Freund in Frage und stößt bei ihrer auf Enkelkinder hoffenden Mutter und ihrer besten Freundin auf Unverständnis.
Die Geschichte einer Frau, die weiß, was sie (nicht) will, und die sich von den Vorurteilen und der Verständnislosigkeit ihres Umfeldes nicht unterkriegen lässt.
Die Autorin beschäftigt sich auf ehrliche und einfühlsame Weise mit gewollter Kinderlosigkeit, fällt aber kein voreiliges Urteil. Sie gewährt dem Lesenden Einblick in verschiedene Sichtweisen und Stufen des Mutterseins: Eine Großmutter, die nie Kinder wollte und eine, die sich immer welche wünschte. Eine Mutter, die jung Kinder bekam und eine schwangere Freundin, deren Leben sich vollkommen verändert. Durch diese Vielfalt wird dem Lesenden keine einseitige Meinung aufgezwungen, sondern er erhält eine umfassende Betrachtung der Kinderfrage.
Ein lesenswertes Buch, das die an Frauen gerichteten gesellschaftlichen Erwartungen in Frage stellt, zu mehr Akzeptanz aufruft und verdeutlich, dass Kinder zu kriegen keine Selbstverständlichkeit ist. Eine alleinstehende kinderlose Frau kann genauso glücklich sein wie eine verheirate Mutter. Entscheidend ist, was man selbst vom Leben will und nicht, was andere von einem erwarten.
Beitragsbild: © Alissa Hilbert
Das Buch: Linn Strømsborg: Nie, nie, nie. Aus dem Norwegischen von Stefan Pluschkat. Köln: DuMont Buchverlag 2021, 256 Seiten, 20,00 Euro, E-Book 14,99 Euro.