Marie Graßhoff liefert mit Neon Birds einen spannenden und vielversprechenden Auftakt ihrer neuen Science-Fiction-Trilogie.

»Außerhalb der Mauern erzählen die Menschen einander eine Geschichte.« Mit diesen Worten begrüßt die künstliche Intelligenz KAMI die Leser im neuesten Werk der Leipziger Autorin Marie Graßhoff. Neon Birds, welches Ende 2019 bei Bastei Lübbe erschien, spielt im Jahr 2101. Die Welt, wenn auch vom Klimawandel geprägt, ist recht grün und freundlich. Allerdings sorgen die Moja, also die von Schwärmen von Nanocomputern befallenen Menschen, die von KAMI kontrolliert werden, für Probleme. Diese werden, da hoch ansteckend, eigentlich in Sperrzonen festgehalten, doch nach einem Anschlag in Nordchina gelingt es einigen Moja auszubrechen. Dieser Vorfall bringt einiges ins Rollen und die vier jungen Erwachsenen Luke, Flover, Andra und Okijen, die alle in unterschiedlicher Weise betroffen sind, versuchen, die Hintergründe herauszufinden. Dabei machen sie schockierende Entdeckungen, die alles, was bis dahin über KAMI bekannt war, in Frage stellen.

Graßhoff gibt dem Leser nicht viel Zeit, in die Geschichte zu finden, denn bereits nach wenigen Seiten findet sich einer der Protagonisten mitten im Chaos wieder. Auch sonst wird es zu keinem Punkt langweilig. Die mit jedem Kapitel wechselnde Erzählperspektive sorgt für Abwechslung; außerdem geschieht ständig etwas Aufregendes oder man entdeckt gemeinsam mit den Figuren die von der Autorin geschaffene Welt. Zudem gelingt es Graßhoff, verschiedene philosophische Aspekte in ihr Werk einfließen zu lassen, die zum Nachdenken anregen.
Allen, die nach einem actiongeladenen Buch mit sympathischen Protagonisten suchen, das nicht nur unterhält, sondern auch eine gewisse Tiefe aufweist, kann Neon Birds nur empfohlen werden. Der Roman liefert eine größtenteils freundliche – wenn auch von einer künstlichen Intelligenz bedrohte – Zukunftsvision, in der die Technik meist eine nebensächliche Rolle spielt. Das Buch ist daher auch für Science-Fiction-Neulinge bestens geeignet.
Das Buch: Marie Graßhoff: Neon Birds. Bastei Lübbe, Köln 2019. 463 Seiten, 15 Euro, E-Book 11,99 Euro
Die Rezensentin: Bianca Mirtschink