Von platzenden Träumen. Und Lesungen.

Patrick Salmen – der wohl stolzeste Bartträger Deutschlands – musste seine Lesung in Leipzig krankheitsbedingt ausfallen lassen.

Patrick Salmen bei einer Lesung. © Björn Othlinghaus

Es ist Dienstagabend und eigentlich hätte ich, statt jetzt diese Zeilen zu tippen, in der Lehmanns Buchhandlung sitzen und Patrick Salmen bei der Lesung zu seinem neuen Buch »Treffen sich zwei Träume. Beide platzen.« lauschen sollen. Doch der geneigte Leser ahnt bereits, dass es dazu nicht gekommen ist: »Die Veranstaltung muss leider wegen Erkrankung von Patrick Salmen entfallen. Ersatztermin: 8. Oktober 2018.«

Jetzt sitze ich hier mit meinem Buch in der Hand und der Satz »Patrick Salmen muss man einfach live erleben« erscheint mir irgendwie zynisch. Also eigentlich ganz nach Salmens Geschmack. Der deutschsprachige Meister im Poetry-Slam von 2010 ist schließlich mit seinem misanthropischen Sarkasmus bekannt geworden und wüsste sicher genau, wie er diese Situation in eine Geschichte verwandeln könnte.

Sein Text »Rostrotkupferbraunfastbronze« hat mehr als 2,7 Millionen Klicks auf Youtube und beschreibt in größtmöglicher Eindringlichkeit die Beziehung eines Mannes zu seinem Bart. Eigentlich war ein Text über den Bart – der sich übrigens auf »hart« reimt und nicht auf »zart« – zu den populärsten Zeiten des Großstadthipsters ja nichts Neues mehr. Doch Salmen schaffte es trotzdem, dieses Klischeethema durch seine Leidenschaft und Rotzigkeit wieder salonfähig zu machen. Es folgte 2011 schließlich sein literarisches Debüt mit der Kurzgeschichtensammlung »Distanzen« und weitere Veröffentlichungen, die mal selbstironisch, mal nachdenklich, aber immer unterhaltend geschrieben sind.

© Verlagsgruppe Droemer Knaur

In seinem neuesten Buch versteht er es, sowohl Worte als auch Situationen aus einer anderen, humorvollen Perspektive zu betrachten und erzählt dabei Geschichten aus seinem Leben, die so oder so ähnlich tatsächlich passiert sein könnten. In vielen davon kann sich der Leser wiederfinden und sich fragen, warum er eben diese Merkwürdigkeiten in seinem Alltag übersieht. Ob es nun die belauschten Gespräche vom Nebentisch an der Bratwurstbude sind oder der Besuch auf dem Spielplatz im Akademikerviertel mitsamt seiner Ökofamilien. Salmen schildert diese Begegnungen auf so charmante Weise, dass man ihm den einen oder anderen Flachwitz verzeiht – zumal er sich dessen selbst bewusst zu sein scheint.

Mit »Treffen sich zwei Träume. Beide platzen.« hat er ein Kaleidoskop kurzer Episoden aus dem Leben eines Großstadtbewohners zusammengestellt, das sich auch hervorragend zum gegenseitigen Vorlesen eignet. Zwar ist dies wahrscheinlich kein Ersatz für die unverwechselbare Stimme des Vorleseonkels, aber kann dennoch sehr unterhaltsam sein. Nichtsdestotrotz freue ich mich schon jetzt auf den 8. Oktober und die amüsanten Geschichten, die Patrick Salmen dann zu erzählen hat.

Beitragsbild: © Paula Baudach


Die Veranstaltung: Patrick Salmen liest aus Treffen sich zwei Träume. Beide platzen. Entfallen, Lehmanns Buchhandlung, 27.2.2018, 20.15 Uhr

Das Buch: Patrick Salmen: Treffen sich zwei Träume. Beide platzen. Verlagsgruppe Droemer Knaur, München 2018, 208 Seiten, 9,99 Euro, E-Book 9,99 Euro


 

 

Die Rezensentin: Paula Baudach