Almut Irmscher und Arthúr Björgvin Bollason lesen im tapir Leipzig aus »Das Island-Lesebuch« und »Island – Alles, was Sie über Island wissen müssen«, und geben uns so einen Einblick in die Kuriositäten und Schönheiten Islands.

Zwischen Wanderschuhen und Funktionsjacken sitzen im »tapir Leipzig«, Georgiring 4–7, Menschen dicht gedrängt auf allem, was sich zum Niederlassen anbietet. Wer keinen Stuhl mehr bekommt und nicht auf dem Boden sitzen will, steht bis weit in die hintersten Ecken der Verkaufsräume. Dieser Ausrüster für Rucksackreisende scheint der ideale Treffpunkt zu sein, um alles über Island in Erfahrung zu bringen. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Inhaber Rando Steinbach und den Verleger des MANA-Verlags Hartmut Jäcksch kommt der Botschafter Islands zu Wort. S. E. Martin Eyjólfsson kennt Arthúr Björgvin Bollason, Autor des Buches »Island – Alles, was Sie über Island wissen müssen« und da er gerade in Leipzig ist, kommt er natürlich gern vorbei, um in die Thematik Island einzuführen. Das Buch sei sein Lieblingsbuch über seine Heimat und wenn er etwas nachlesen will, dann nimmt er es zur Hand. Nach einer kurzen Lobhudelei, bei der es so scheint, dass sich fast alle der 338.236 Einwohner Islands persönlich kennen, beginnt Bollason. Als Isländer kann er den Zuhörenden die Sichtweise eines Einheimischen näherbringen. Um auch einen Blick von außen auf Island zu bekommen, ist Almut Irmscher mit ihrem »Island-Lesebuch« ebenfalls anwesend. Sie hat als Touristin das Land bereist und berichtet darüber.

Bollason erzählt in perfektem Deutsch, mit schwäbischem Einschlag, von seinen verschiedenen Berufen, wie er zur deutschen Sprache kam und was er damit alles schon anfangen konnte. So war er sowohl Übersetzer, Journalist und Saga-Experte als früher auch Bote für den isländischen Präsidenten und hätte beinahe für eine, ihm natürlich bekannte, Isländerin Möbel in Deutschland verkauft. In jedem Isländer scheint ein »professioneller Dilettant« zu stecken. Wir erfahren, dass man spätestens zum 40. Geburtstag in Island eine Aufstellung seines Stammbaums geschenkt bekommt. So überrascht es nicht, dass der Autor weiß, dass einer seiner Ahnen im Jahr 1809 der Leibwächter von Jørgen Jørgensen, dem Hundstage König, war. Und während er mit einer Anekdote nach der anderen die Zuhörer an der Verschrobenheit der Einwohner Islands teilhaben lässt, sind auch die technischen Probleme gelöst und man kann im Hintergrund einige der 6.000 Fotos betrachten, die Almut Irmscher auf ihrer Reise durch Island gemacht hat. Das Foto von dem Wrack der Douglas C-117 fehlt jedoch. »Allein in den Jahren 1941 bis 1973 stürzten nach offiziellen Angaben der U.S. Air Force 385 amerikanische Militärflugzeuge über Island ab.« Und nachdem sowohl der Bollywood Schauspieler Shah Rukh Khan als auch Justin Bieber am Frack der Douglas Videos drehten, wollte auch Irmscher ein Foto davon. Während man sich in Island wohl oft einsam fühlen kann und außer ein paar Ponys einem lange niemand begegnet, war es an diesem Strand genau das Gegenteil. Der Anblick der »endlosen Schlange von Menschen in Richtung Meer« lässt sie frustriert das Weite suchen, ohne die Überreste des Flugzeugs gesehen oder gar fotografiert zu haben. So bleibt nur diese Geschichte vom Ausflug übrig.

Da ist es umso anschaulicher, wenn Bollason davon erzählt, dass in die isländische Sprache keine Anglizismen aufgenommen werden. Vielmehr wird für jedes neu auftauchende Wort eine passende Entsprechung gesucht. Während ich diese interessante und unterhaltsame Lesung an meiner »tölva« – auf Deutsch »Zahlenwahrsagerin«, Ihnen eher als Computer bekannt – Revue passieren lasse, wird irgendwo in Island mal wieder der Verlauf einer Straße so geplant, dass keinesfalls ein Felsen beseitigt werden muss, in dem Elfen wohnen. Wenn Sie also, auf Empfehlung von Bollason, nicht mit dem Fahrrad, sondern lieber auf dem Rücken eines Ponys das Land erkunden, dann reiten Sie doch mal durch die Álfholsvegur in der Nähe von Reykjavík. In der Hausnummer 84 leben Elfen in ihrem Hügel und scheinen sich nicht daran zu stören, dass neben ihrem Wohnort seit Neuestem eine Straße ist. Natürlich schmaler als im restlichen Verlauf, denn sonst hätte der Hügel entfernt werden müssen.
Beitragsbild: Die Autoren Almut Irmscher (links) und Arthúr Björgvin Bollason (Mitte) mit dem Verleger Hartmut Jäcksch (rechts). © Friederike Klose
Die Veranstaltung: Island: Alles, was Sie über Island wissen müssen. Arthúr Björgvin Bollason und Almut Irmscher: DIE Island-Kenner berichten, Moderation: Hartmut Jäcksch, tapir Leipzig, 22.3.2019, 20.30 Uhr
Die Bücher:
- Arthúr Björgvin Bollason: Island – Alles, was Sie über Island wissen müssen. MANA-Verlag, Berlin 2018, 424 Seiten, 27,50 Euro
- Almut Irmscher: Das Island-Lesebuch. MANA-Verlag, Berlin 2019, 208 Seiten, 12,50 Euro
Die Rezensentin: Friederike Klose