Von Detektiven, Bärenkatapulten und Dönern

Unsinn aus 10 Jahren Poetry-Slam

»[Er] ist entweder verrückt oder…beides«. Mit diesem Zitat aus Jan Philipp Zymnys Textsammlung »Best of Unsinn – die besten Bühnentexte aus 10 Jahren«, 2020 erschienen im Lektora-Verlag, beschreibt der Autor nicht nur eine Figur aus seinen zahlreichen Poetry-Slam-Werken, sondern es kann auch auf ihn selbst projiziert werden. Jan Philipp ist bekannt für seine schrägen und witzigen Texte, die mit viel Blödsinn, Humor und lyrischem Geschick Alltagssituationen und Erfahrungen eines Jeden widerspiegeln und oft auch als gesellschaftskritische Denkzettel interpretiert werden können. So schildert er zum Beispiel die Liebe zum Essen, indem er eine »Ode an den Döner« schreibt,  und die Gedankengänge seiner pubertierenden Schwester. Aber auch Kritik, unter anderem an dem Aufschwung von PEGIDA oder dem Konsumverhalten mit der protzigen und  verschwenderischen Lebensweise der Gesellschaft, äußert der Künstler.

© Lektora Verlag

Das Buch vereint die besten Texte von Jan Philipp Zymny aus 10 Jahren Poetry-Slam-Auftritten. Bei diesen Veranstaltungen treten Künstler*innen gegeneinander an, indem sie ihre selbstverfassten Texte präsentieren.

Zymnys Textband beginnt mit dem Jahr 2010 und einem Auszug aus dem Tagebuch seiner kleinen Schwester. Anschließend reihen sich chronologisch verschiedenste Textsorten und Genre aneinander. Der Autor bietet dem Leser eine bunte Mischung aus beispielsweise Gedichten (»Ballade vom pekuniär beeinträchtigten Agrarwirt […]«), Dialogen (»Märchen mit Opa«), Monologen (»Erster Monolog der Lady Cuttlefish«) Märchen (»Das Geheimnis der güldenen Winkekatze«), Reden (»AWESOME«), Dramen (»Von dem merkwürdigen Zufall, dass zwei Männer in derselben Müllpresse landen«) und Kurzgeschichten (»Mord in der Jugendherberge«).

Jan Philipp Zymny. © Lektora Verlag

Zymnys Texte führen häufig ins völlig Absurde und Surreale, und erscheinen auf den ersten Blick wie Blödsinn. Was als eine »normale« Begebenheit beginnt, endet oftmals ungewöhnlich. Zymny erzählt zum Beispiel von einem Detektiv, der in der Jugendherberge einen Mord belauscht, letztendlich jedoch in eine dicke Frau »einsteigt«, die von innen wie ein Raumschiff ausgestattet ist. Auch zurückgewiesene Liebe ist ein Thema. Diese bringt ihn dazu, Brüllaffen zur nächsten evolutionären Stufe zu brüllen.  Doch genau dieser eigenwillige Stil wird zu seinem Markenzeichen und ruft viele skurrile und wundersame Figuren und Situationen ins Leben. So schreibt er auch von der Ballerina Günther-Jaqueline aus einer Physikaufgabe oder vom Professor Schmitt-Bauer, der nicht schwitze, da er sich die Achselhöhlen zutätowiert und dann mit Klarlack versiegelt hat. Solche ausgeschmückten und witzigen Umschreibungen kommen bei Zymny nicht zu kurz, und genau das macht seine Poetry-Slam-Texte aus. Beim genaueren Lesen dienen seine Texte aber nicht nur zum Vergnügen, sondern regen auch zum Nachdenken an.

Obwohl Slam-Texte eigentlich für die Bühne geschaffen sind und von der Vorlesungsweise des jeweiligen Künstlers leben, funktionieren die meisten Texte von Jan Philipp Zymny auch in gelesener Form. Trotz dessen kommt der Stil des Autors auf der Bühne durch Betonungen und Demonstrationen noch besser zur Geltung. Das Buch ist perfekt zur Unterhaltung für Zwischendurch und jeder der Jan Philipp Zymny schon kennt oder seinen Humor kennenlernen möchte, wird mit den »bunten, widersprüchlichen und seltsamen Gedanken und Werken« des Künstlers viel Spaß haben.


Das Buch: Jan Philipp Zymny: Best of Unsinn. Die besten  Bühnentexte aus 10 Jahren. Lektora Verlag 2020, 280 Seiten, 13,90 Euro


 

 

 

Die Rezensentin: Alexandra Tiedke