Die technologieinteressierte Magrit Ruile, die deutsche Bestsellerautorin Ursula Poznanski, die vom Schneesturm verwehte Irmgard Kramer und der Schöpfer der Skulduggery-Pleasant-Reihe Derek Landy verzaubern die Leser trotz katastrophaler Wetterbedingungen im Theaterhaus Schille.
Eng an eng drängelt sich eine Vielzahl an Leuten in den kleinen Eingangsbereich des Theaterhauses Schille. Draußen jagen noch immer Schneeflocken durch die Abendluft und die Kälte kriecht langsam unter die Jacken der Wartenden. Um 19 Uhr ist es dann endlich soweit, die Plätze werden eingenommen, die Lichter gedimmt und die lange Loewe-Lesenacht beginnt.
Nach einigen einleitenden Worten von Moderatorin Karla Paul betritt Autorin Margit Ruile die kleine, minimalistisch eingerichtete Bühne. Gespannt lauschen alle der Geschichte über die künstliche Intelligenz Chi und der jungen Praktikantin Celine, mit denen wir nach und nach in die Welt der humanoide Roboter eintauchen. Anhand des kleinen Robotermädchens und ihrer innigen Beziehung zu Celine, wird klar wie spannend, aber auch wie erschreckend die Zukunft sein kann. »Wie ich zu dem Namen kam? Chi ist nicht nur das japanische Wort für Technologie, es ist auch ein Name aus dem Lieblingsanime meiner Kinder«, verrät die Autorin strahlend im anschließenden Gespräch mit der Moderatorin.

Ohne die geringste Verzögerung geht es dann mit Ursula Poznanski weiter. Anderes als Magrit Ruile, verrät sie kaum etwas über ihr Buch. Und das hat auch seine Gründe. In »Aqulia« wacht die Studentin Nika in ihrer Wohnung auf, inmitten rätselhafter Botschaften, ohne die Möglichkeiten mit der Außenwelt zu kommunizieren und noch dazu ohne Erinnerungen. Hilflos und mit der stetigen Hoffnung, endlich das Geschehene verstehen zu können, begleiten wir ebenso vollkommen unwissend die Protagonistin.
Trotzdem bleibt die Autorin nicht still. Locker plaudert sie über ihren Schreiballtag, über Methoden zur Ideenfindung und ihre Erlebnisse auf ihren vielen Recherchereisen.
Nach einer kurzen Pause, in der in allen Ecken des Saales Gespräche und Diskussionen über die literarischen Werke der beiden Autorinnen vernehmbar sind, wird ein wenig umstrukturiert. Da die Autorin Irmgard Kramer aufgrund des Schneechaos noch immer nicht am Lesungsort eingetroffen ist, geht es mit dem Highlight des Abends weiter.
Der weltbekannte irländische Autor Derek Landy, begleitet von Rainer Strecker, dem deutschen Hörbuchsprecher der Landy-Bücher, betritt die Bühne. Der Saal tobt.
In der nächsten Stunde bleibt bei der skurrilen, merkwürdigen und vor allem schwarzhumorigen Art des Autors kein Auge im Publikum von Lachtränen verschont. Selbst in den ruhigeren Minuten, zum Beispiel bei Gesprächen mit dem Hörbuchsprecher Rainer Strecker, zieht Derek Landy mit einem grünen Klebepunkt die Aufmerksamkeit auf sich. Mal verteilt er ihn irgendwo in seinem Gesicht, mal auf der Brille seines Begleiters, der die Albereien ganz trocken ignoriert. Immer verzweifelter versucht Moderatorin Karla Paul das Gespräch in den Griff zu bekommen, ist aber dem Chaos auf der Bühne erlegen.

Kurz vor Ende des Auftritts, kommen die drei dann doch noch auf sein neustes Buch der Skulduggery-Pleasant-Reihe »Auferweckung« zu sprechen. Die Reihe rund um den Skelettdetektiven Skulduggery Plesant und seiner menschlichen Partnerin Walküre Unruh, ein Paar, dass mit Witz und Humor die gefährlichsten und kniffeligsten Fälle in einer Welt voller Magie löst, schaffte in den letzten Jahren nicht nur in Deutschland die Massen für sich zu begeistern, sondern auch weltweit.
Der kürzlich erschienene zehnte Teil der Reihe lies sämtliche Fanherzen höherschlagen, vor allem, da die Reihe nach dem neunten Teil beendet werden sollte. Derek Landy lacht darüber nur: »Eigentlich habe ich schon nach dem sechsten Band gewusst, dass ich mehr als neun Bände brauche, um die Geschichten von Walküre und Skulduggery zu erzählen. Aber ich habe nichts verraten, denn nichts ist schöner, als die gequälten, traurigen Blicke, wenn der Leser die vermeintlich letzten Seiten der Reihe liest. Das ist so lustig, ich liebe es!« Immer wieder zeigt sich die sadistische, gar humorvoll bösartige Art des Autors, die nicht nur für ihn, sondern auch für seine Bücher ein prägnantes Merkmal ist.
Als dann doch noch die Autorin Irmgard Kramer den Saal betritt, fällt die Stimmung rapide. Das Publikum lichtet sich schlagartig. Das ist nicht ihre Schuld – der Großteil des Publikums kam schlicht, um jemand anderen zu sehen.
In nur wenigen Minuten, erzählt die Autorin von ihrem Buch »17 Erkenntnisse über Leander Blum« das sich mit der Kunst des Street Arts und dem Leben als jugendlicher Künstler beschäftigt. Wirklich klar, wie inhaltsreich das Buch wirklich ist, wird nicht. Vor allem das ständige Verweben von deutscher Sprache und englischen Begrifflichkeiten wirkt eher gekünstelt als cool und hipp. Am Ende bleiben viele Fragen, doch niemand scheint ambitioniert genug, sie zu stellen.
Nach einigen letzten Worten der Moderatorin geht der Abend zu Ende. Zu allen Seiten huschen die Leute davon in die eisige Kälte, doch anders als auf dem Hinweg, mit der ein oder anderen Geschichte im Kopf mehr, die für innerer Wärme sorgt.
Beitragsbild: Fantasy Autor Derek Landy erheitert mit seiner skurrilen Art das Publikum © Janett Zander
Die Veranstaltung: Lange Loewe Lesenacht mit den Autoren Derek Landy, Margit Ruile, Irmgard Kramer und Ursula Poznanski, Moderation: Karla Paul, Theaterhaus Schille, 17.3.2016, 19 Uhr
Das Buch: Derek Landy: Skulduggery Pleasant – Auferstehung, Loewe Verlag, 2017, 512 Seiten, 19,95 Euro, E-Book 14,99 Euro
Ursula Poznanski: Aquila, Loewe Verlag, 2017, 432 Seiten, 16,95 Euro, E-Book 12,99 Euro
Margit Ruile: God’s Kitchen, Loewe Verlag, 2017, 320 Seiten, 14,95 Euro, E-Book 11,99 Euro
Irmgard Kramer: 17 Erkenntnisse über Leander Blum, Loewe Verlag, 2018, 352 Seiten, 17,95 Euro, E-Book 11,99 Euro
Die Rezensentin: Janett Zander