Sommerturbulenzen vs. Winterturbulenzen

Karola Soldmann liest aus Ihrem neuen Roman »Sommerturbulenzen«, einem Buch über Liebe auf den ersten Blick und die Geheimnisse eines Milliardärs .

Eigentlich war ich auf dem Weg zur Lesung »Garten Baby!« von Christine Zureich. Auf diese Lesung freute ich mich schon seit Tagen, das Buch habe Ich verschlungen. Es handelt von einem Stadtgarten, einem Paradies mitten in der Großstadt und den Bewohnern rings um den Garten, mit all Ihren Lebensgeschichten. Jedoch konnte Ich die Lesung aufgrund der Wetterbedingungen in Leipzig an diesem Tag nicht besuchen – ganze eineinhalb Stunden stand die Bahn auf den Gleisen und bewegte sich nicht. Ich träumte von einem Garten, Baby, und versuchte die Winterturbulenzen so gut es ging zu ignorieren.

Auf der Messe angekommen war die Lesung bereits seit fast einer Stunde vorbei. Daraufhin besuchte ich spontan eine Lesung mit einem ähnlich vielversprechendem Titel: »Sommerturbulenzen«. Nur weg mit dem Winter! Die Autorin begann mit der Lesung, doch leider war es von Anfang an ziemlich schwer, ihr zu folgen. Das Mikrofon versagte und ihre Stimme auch. Ich spitzte die Ohren, vor allem um »die Gesellschaftskritik zwischen den Zeilen« zu vernehmen.

© Spica Verlag

Der Roman handelt von einem milliardenschweren, attraktiven Immobilienunternehmer namens René und dessen Frau Kristin. Auch Kristin ist logischerweise wunderschön und blond. Die beiden kennen sich gerade einmal vier Wochen und haben schon nach zwei geheiratet – Liebe auf den ersten Blick. Da war ich fast froh, dass das Mikrofon nicht so gut funktioniert, ein ziemlich seichter Start für einen Roman mit ein paar hundert Seiten. Die beiden befinden sich gerade auf ihrem Anwesen in ländlicher Gegend. Sie werden von zwei weiteren Paaren besucht: zum einen von Renés Bruder Torsten und dessen Frau Manja, zum anderen von Sven, einem alten Freund von Torsten, ebenfalls in Begleitung seiner Frau, Janine. Wieder wird beschrieben, wie gutaussehend auch die zwei weiteren Paare sind. Alle Beteiligten kennen sich ganz zufällig: »Leute, wie das alles zusammen passt, das grenzt ja beinahe an Hexerei.« Klischeehafter kann es kaum noch werden, denke ich, bis sich herausstellt, dass Janine Manja schon seit Ihrer Kindheit kennt. Manja saß nämlich als junges Mädchen weinend auf einer Bank, weil alle anderen in Ihrem Alter eine Barbiepuppe besaßen, ausser sie selbst. Janine kam zufällig mit Ihrem Großvater vorbei und kaufte daraufhin im nächstgelegenen Laden eine Barbie für die weinende Manja. »Ich hätte die ganze Welt umarmen können, die Barbie besitze ich heute noch.«, beteuert Manja.

Bald darauf lädt Unternehmer René alle für das kommende Wochenende nach Hamburg ein. Das bereitet seiner Frau Kristin Unbehagen, da diese anscheinend noch nicht viel über Ihren Mann und dessen Reichtum weiß. René hat Schwierigkeiten ihr die Wahrheit diesbezüglich zu sagen, aber »natürlich wird am Ende, nach ein paar kleinen Schwierigkeiten, alles gut.« beteuert Karola Soldmann. Wer hätte das gedacht?

»Das ist bereits mein fünftes Buch, da kann man sich ja schon mal selbst loben«, so Karola. Gut, dass wenigstens sie es kann, denn ich kann es heute leider nicht. In diesem Falle sind mir Winterturbulenzen dann doch lieber als Sommerturbulenzen.

Das Beitragsbild: Die Autorin und ihre Verlegerin während der Lesung. © Maleka Wiedemann


Die Veranstaltung: Karola Soldmann liest aus »Sommerturbulenzen«. Leipziger Buchmesse, Literaturforum »buch aktuell«, 18.3.2018, 13.30 Uhr

Das Buch: Karola Soldmann: »Sommerturbulenzen«. Spica Verlag, Neubrandenburg 2018, 204 Seiten, 10,80 Euro


 

 

Die Rezensentin: Maleka Maria Wiedemann