Sächseln oder nicht sächseln – das ist hier die Frage!

Bernd-Lutz Lange liest im historischen Speisesaal des Hauptbahnhofs Leipzig aus seinem Buch »Teekessel und Othello«.

Die Buchhandlung Ludwig im Hauptbahnhof lässt kaum erahnen, dass hinter einer sonst verschlossenen Tür ein prachtvoller Saal Schauplatz für Lesungen ist. Wo sich einst Reisende mit Essen stärkten, stehen heute unzählige Holzstühle und ein Pult für den Gast bereit. Die hohen Decken mit ihren riesigen Fenstern lassen sofort vergessen, dass sich hinter diesen eine der meistbefahrenen Straßen der Stadt befindet.

Bernd-Lutz Lange und Tom Pauls. © Gaby Waldeck

Die Veranstaltung ist seit mehreren Wochen ausverkauft, alle Plätze sind besetzt und laute Gespräche auf Sächsisch bahnen sich ihren Weg durch die Reihen. Das Publikum, das hauptsächlich aus älteren Damen besteht, wartet gespannt auf Bernd-Lutz Lange. Der Autor war nicht nur Gründungsmitglied des Kabaretts academixer, sondern hat bereits ein Dutzend Bücher geschrieben. Aufgewachsen in Zwickau, wählte er jedoch Leipzig als Studienplatz und beschreibt seitdem in seinen Werken hauptsächlich die Mentalität der Sachsen – besonders die der Leipziger.

Unter Applaus setzt er sich auf seinen Platz und beginnt, nachdem er kurz durch die Moderatorin vorgestellt wurde, zu erzählen. Es sei Tradition, dass er jährlich Ende Januar in dieser Buchhandlung lese und es jedes Mal aufs Neue genieße. Er verliert ein paar Worte über die Geschichte des Raumes, in dem die Lesung stattfindet, schlägt das erste seiner Bücher auf und fängt an zu lesen. Der Dialekt würde langsam aber sicher in Vergessenheit geraten und fast jeder bemühe sich, dialektfrei zu sprechen. »In Hochdeutsch kann man den größten Dreck erzählen. Wichtig ist nur, dass es Hochdeutsch ist.« Er schließt das erste Buch und umschreibt den Verlust des Sächsischen als »‘n eentzschn Jammor«.

© Aufbau Verlag

Um dem anwesenden Publikum gerecht zu werden, liest er noch einige Stellen aus seiner »Gebrauchsanweisung für Leipzig«, die von lautem Lachen und zustimmenden Zwischenrufen der anscheinend größtenteils sächsischen Zuhörer begleitet wird. Als erzählt wird, dass Leipziger meist vom Hundertsten ins Tausendste kommen, kann ich dem nur lächelnd zustimmen und muss unwillkürlich an meine hier lebende Oma denken.

Nach einer knappen halben Stunde beginnt der Autor, aus dem 2015 erschienenen Werk »Teekessel und Othello« zu lesen. In diesem hat er seine liebsten, über Jahrzehnte gesammelten sächsischen Witze verewigt und diese auch im reinsten Dialekt niedergeschrieben. Er bestätigt meine Erkenntnis, dass das Buch und der Humor nur verstanden werden können, wenn man die Texte laut liest. Allerdings ist es noch ein schöneres Erlebnis, wenn Bernd-Lutz Lange die humorvollen kurzen Texte in seinem ungekünstelten Sächsisch vorträgt und somit das komplette Publikum zum Lachen bringt.

Er beendet seine Lesung mit einem letzten Witz über die Volkspolizisten der DDR, der das Publikum zum Toben und Klatschen bringt und trinkt seinen letzten Schluck Bier aus – natürlich ein original sächsisches Radeberger Pilsner.

Beitragsbild: Bernd-Lutz Lange liest seine liebsten sächsischen Witze. © Swenja Brauer


Die Veranstaltung: Bernd-Lutz Lange liest aus Teekessel und Othello, Buchhandlung Ludwig, Hauptbahnhof Leipzig, 31.1.2018, 19 Uhr

Das Buch: Bernd-Lutz Lange: Teekessel und Othello. Meine sächsischen Lieblingswitze. Aufbau Verlag, Berlin 2015, 122 Seiten, 10 Euro, E-Book 7,99 Euro


 

 

Die Rezensentin: Swenja Brauer