»Orchidee öffne dich – und ich öffnete mich«

Von der Absicht, das Patriarchat in Beziehungen zu zerstören, und der Wirkung, die eine Darstellung hinterlassen kann.

Es ist 19.00 Uhr, als ein 1,5 Minuten-Countdown die Präsentation des Buches »Mein Mann« von Rumena Bužarovska einleitet. Dass es ein feministisches Buch ist, das mit einem Patriarchat in Beziehungen brechen soll, ist vom Titel bereits abzuleiten. Elf Intime Geschichten von Frauen, die von ihren Beziehungen mit Männern und den dort herrschenden Machtverhältnissen berichten. Die Präsentation überraschte. Der Feminismus ist in der heutigen Zeit ein viel und breit diskutiertes Thema. Umso wichtiger ist es, eine Präsentation zu erschaffen, die in den Bann zieht und sensibilisieren kann. Leider schlug die Wirkung bei mir fehl.

© Louisa Edelmann

Das direkte Gespräch, welches bei einer Präsenzveranstaltung stattfinden würde, wurde durch eine Bildschirm füllende Bastelarbeit, ausgeführt von zwei Händen mit rot lackierten Fingernägeln. Die angenehm klare Stimme der Vorleserin kam aus dem Off. Ein interessanter Ansatz, dessen Idee zumindest kreativ und einfallsreich sein könnte. Die Umsetzung war jedoch gewöhnungsbedürftig. Passiv aggressiv bestand die Präsentation aus dem Zerreißen von Bildern, beginnend mit dem eines Mannes, weiterführend mit mehreren Bildern von Hahn und Henne bei der Paarung. Gekrönt wurden die Bilder von einem Letzten, das nicht dem Zerreißen zum Opfer fiel – einer Vulva.

Auch wenn die Message eindeutig war, blieb mir doch der an einigen Stellen fragwürdige Stil im Gedächtnis. Während die vorherigen Bilder in einem eindeutig rabiaten Muster zerrissen wurden, blieb eine absolut perfekt geformte Vulva übrig, deren Klitoris ein kleines rosa Herz bildete. Sollte also hier die Vulva als Symbol des Feminismus genutzt werden, ist die Frage ob Perfektion bei der Darstellung eines Geschlechtsteils sinnstiftend ist, und ob die Weiblichkeit, die Frau selbst, hier auf eben jenes perfekt gezeigtes Geschlechtsteil reduziert wird. Mit Sicherheit gibt es viel Interpretationsspielraum für diese Form der Präsentation, was den eigentlich präsentierten Text ein wenig in den Hintergrund gerückt hat. Schade, denn obwohl mich die Darstellung im Vordergrund eher verschreckt hat, ist der Text aus dem Hintergrund selbst etwas gewesen, das mich überzeugt hat.


Die Veranstaltung: Rumena Bužarovska, Samira Kentrić: »Mein Mann«, Traduki, Suhrkamp 2021. Link zur Onlineveranstaltung der Leipziger Buchmesse.


Das Buch: Rumena Bužarovska: Mein Mann. Stories. Aus dem Mazedonischen von Benjamin Langer. Berlin: Suhrkamp Verlag, 2021. 171 Seiten, 22 Euro, E-Book 18,99 Euro


 

 

Die Rezensentin: Louisa Edelmann