Mit dem Fahrrad ans andere Ende der Welt

Der Weltenradler Thomas Meixner fährt im Frühling 2018 mit dem Fahrrad von Bitterfeld bis nach China. Im Fahrradclub ADFC in der Südvorstadt erzählt er am Freitagabend von seiner Reise.

Der Fahrradladen auf der Karl-Liebknecht-Straße im Leipziger Süden ist schon mehr als überfüllt, als ich eine halbe Stunde vor Lesungsbeginn dort ankomme. Die Veranstalterin Margret Richter erzählt mir, die Lesung wäre schon seit Tagen ausverkauft. Zum Glück finde ich ganz Hinten doch noch einen Platz, um meine Kamera aufzustellen und warte gespannt auf den Beginn der Lesung. Der gebürtige Bitterfelder Thomas Meixner ist leidenschaftlicher Fahrradfahrer und bereist schon seit vielen Jahren die Welt nur mit seinen Satteltaschen. Er wählt diese Art der Fortbewegung, da man mit dem Fahrrad das Land auf Augenhöhe kennenlernt und einen ganz anderen Zugang zur Bevölkerung hat.

Heute Abend erzählt er von seiner letzten großen Tour und liest dabei einige Stellen aus seinem neuen Buch »Abenteuer Seidenstraße. Mit dem Fahrrad unterwegs nach China«. Durch eine Diashow gestaltet er die Lesung sehr anschaulich und persönlich und erweckt auch in mir meine Reiselust. Einige der Bilder sind in seinem Buch abgedruckt, andere ganz exklusiv nur heute zu sehen. Er beginnt seinen Vortrag mit einer Karte, auf der er seine Reiseroute auf der Seidenstraße markiert hat.

Seine Reise beginnt in Bitterfeld, von dort aus fährt er über Osteuropa nach Istanbul und weiter nach Baku in Aserbeidschan. Dort nimmt er die Fähre bis in die Hafenstadt Aktau in Kasachstan und radelt weiter über Usbekistan, bis er nach einigen Tausend Kilometern in Kashgar in China ankommt. Von Kashgar fährt er weiter bis Golmud, wo er einen kleinen Abstecher nach Hongkong unternehmen muss, um sein Visum zu verlängern. Hongkong ist eine Sonderverwaltungszone und zählt deshalb noch offiziell als Ausland. Obwohl der umweltbewusste Radfahrer ungerne flieg, ist das die einzige Möglichkeit für ihn, seine Reise fortzusetzen. Er bekommt dort einen Ausreisestempel in seinen Pass, trinkt einen Tee am Flughafen und reist kurze Zeit später mit einem neuen Stempel, und somit auch einem neuen Visum, wieder nach China ein. Zurück in Golmud kann er endlich zu seinem letzten Ziel Xi´an aufbrechen. Am Endpunkt seiner Reise hat Thomas Meixner 12.727 Kilometer mit seinem Fahrrad zurückgelegt. Er verbringt noch ein paar Tage in der Stadt und fliegt dann ein halbes Jahr nach Aufbruch zurück nach Deutschland.

Thomas Meixner © Paola Kirchhof

Meixner liest immer wieder einige Stellen aus seinem Buch vor, erzählt aber größtenteils von seinen Erlebnissen. Er schreibt und redet teilweise sehr floskelhaft, was mich anfangs oft irritiert, mir den gelernten Elektriker aber nach und nach sympathisch macht. Er sei eben kein Schriftsteller, sondern Radfahrer und das einzige, was er davor geschrieben habe, waren Weihnachtskarten und Stundenzettel, erzählt er lachend.

Für jedes Land, das er durchquert, hat Thomas Meixner einen Zettel dabei, auf dem er in Landessprache um einen sicheren Platz für sein Zelt bittet. Oft wird er mit Herzlichkeit empfangen und zum Abendessen eingeladen. Vor allem in Georgien ist die Gastfreundschaft unvergleichbar.

Spannend ist für ihn vor allem die Veränderung in den Ländern, von denen er bereits viele Jahre zuvor schon einige bereist hatte. Die wohl positivsten Veränderungen sind die Infrastruktur und die erneuerten Straßen, die dem Radfahrer in vielen Ländern das Reisen erleichtern. Auch in China hat sich einiges verändert, vor allem die Polizei ist weitaus gegenwärtiger als früher. Neben unzähligen Passkontrollpunkten und totaler Überwachung gibt es aber auch positive Veränderungen. Viele Chinesen haben das Radreisen für sich entdeckt und Meixner trifft nette Begleiter auf seiner Strecke nach Xi´an.

Das mittelalte Publikum der Lesung, das aus vielen Mitgliedern des Fahrradclubs besteht, lacht oft herzlich über Meixners Anekdoten. Die Atmosphäre ist sehr familiär, viele der Anwesenden scheinen sich zu kennen und die Leidenschaft des Reisens zu teilen.

Der Autor beendet seine Lesung mit dem letzten Abschnitt seines Buches und bedankt sich herzlich bei allen Anwesenden, der Veranstalterin und seinem Verlag. Er hat es geschafft, uns in seinen Bann zu ziehen und hinterlässt auch bei mir das Bedürfnis, meinen Rucksack zu packen und selbst in ein neues Abenteuer aufzubrechen.

Beitragsbild: Letztes Nachtlager des Reisenden vor Xi´an. © Paola Kirchhof


Die Veranstaltung: Thomas Meixner liest aus seinem Buch Abenteuer Seidenstraße. Mit dem Fahrrad unterwegs nach China, 22.03.2019, 19 Uhr


Das Buch: Thomas Meixner: Abendteuer Seidenstraße. Mit dem Fahrrad unterwegs nach China. Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale 2019, 159 Seiten, 15 Euro


 

 

Die Rezensentin: Paola Kirchhof