„Milla und der Nashornbus“ – die etwas andere Vorlesung

Wie sich Drehbuchautor Jan Strathmann verrückt phantastisch in sechs Milla-Geschichten  austobt und die Zuhörer in eine bunte Welt mitnimmt.
© Louisa Edelmann

Die Buchmesse zu Coronazeiten. Veranstaltungen hat es bereits im letzten Jahr nicht gegeben, alles wurde restlos gestrichen. Dieses Jahr waren es die Onlineveranstaltungen, die das alljährliche Lesen möglich machten. So auch die Lesung des neuen Buches „Milla und der Nashornbus“, präsentiert vom Autor Jan Strathmann. Punkt 13.00 Uhr war der Laptop aufgeklappt, die Tasse Kaffee daneben gestellt und die Zuschauer alleine und für sich. Dennoch, oder vielleicht auch deswegen, war es ein gelungenes Zuhören. Ob das an der gekonnten Umsetzung des Live- Streams lag, der auf der Website der Buchmesse zu finden war, oder an dem Vorleser persönlich, der mit ruhiger, tiefer Stimme laut und deutlich zwei seiner insgesamt sechs Geschichten von Milla und ihren eigenartig bezaubernden Begegnungen mit verschiedenen Wesen präsentierte? Wohl beides. Er zog den Zuhörer in den Bann der Fantasiewelt eines Mädchens, das grade so groß ist wie eine Postbox, deren Haare einem Vogelnest gleichen und in der man sich irgendwie doch ab und an selbst wiederfinden kann. Dass Jan Strathmann im Buch die Freiheit sich auszutoben fand, die er bei seiner sonstigen Beschäftigung, dem Schreiben von Drehbüchern, nicht hat, ist deutlich zu spüren. Inmitten der Vorlesung baute Jan Strathmann geschickt kleine Pausen ein, lief zu einer Bildertafel und präsentierte große Abzüge einiger der Illustrationen aus seinem Buch, gezeichnet von Sabine Wilharm. Auch die Technik war so genau eingestellt, dass sich manch eine Schule oder Universität eine Scheibe abschneiden könnte. Schlicht und bewegungslos war die Kamera auf den Autor gerichtet, der Hintergrund vermittelte den Eindruck einer gemütlichen Kinderstube, hervorgehoben durch dezent platzierte Spielzeuge und Plüschtiere. Die Tonqualität war einwandfrei, wenn nicht sogar besser als bei Lesungen in Präsenz. Nach exakt 35 Minuten Lesezeit wandte sich der Autor direkt an sein Publikum und startete eine Fragerunde. Durch die Platzierung einiger ausgewählter Zuschauer im echten Vorlesungszimmer, die ihre Fragen stellten, entstand einmal mehr die Atmosphäre einer wirklichen Lesung, in der man für einen kleinen Moment die Welt draußen vergessen konnte. Abschließend lässt sich nur sagen, die Lust, das Buch zu lesen, ist geweckt und die Veranstaltung rundum gelungen.


Die Veranstaltung: Leipzig, Halle 5, Kinder-und Jugendzentrum e.V., Kulturfabrik, 27.5.2021, 13.00 Uhr


Das Buch: Jan Strathmann: Milla und der Nashornbus. München: dtv Reihe Hanser 2021. 144 S., 14,95 €, E-Book 9,99 €


 

 

Die Rezensentin: Louisa Edelmann