Auf einer überfüllten Leseinsel der Leipziger Buchmesse lauschen die zahlreichen Zuhörer gespannt der neuen Fantasy-Geschichte von Akram El-Bahay.
Akram El-Bahay lässt sich ganz entspannt in einen schwarzen Sessel sinken, der sich vor einem roten Hintergrund befindet. Er mustert die anwesenden Zuschauer, die noch in ihre eigenen Gespräche vertieft sind und seine Ankunft noch nicht richtig bemerkt zu haben scheinen. Unauffällig schießt er mit dem Smartphone ein Foto und hält diesen Moment fest – eine voll belegte Leseinsel, nur um seiner Stimme lauschen zu können. Während die Insel von Gängen voll redender Menschen umringt ist, begrüßt uns Akram El-Bahay mit seiner angenehmen Stimme und beginnt mit einer kurzen Einleitung, in welcher er über sein neues Buch berichtet – »Bücherstadt: die Bibliothek der flüsternden Schatten«. In seiner spannenden Geschichte muss Samir als Hârun ar-Raschid das Marduk-Tor zum Herzen der Bücherstadt, zum Herzen Paramythias, beschützen. Er erlebt dabei die wunderlichsten Dinge und begegnet mystischen Wesen, deren Herkunft völlig unklar ist.

Als Akram El-Bahay nach seiner Begrüßung eine beachtliche Anzahl von Blättern zur Hand nimmt, stellt man sich zunächst die Frage – wie viel wird er wohl vorlesen? Kurz befürchte ich, dass die 30-minütige Lesung nicht ausreichen wird. In der ersten Szene, welche Akram El-Bahay mit seiner melodischen Stimme vorliest, betritt Hârun ar-Raschid zum ersten Mal die Bücherstadt und wird von einem tattrigen Greis herumgeführt. Jacobus zeigt ihm dabei alle für ihn zugänglichen Bereiche, so zum Beispiel auch die Abteilung der Elemente, in deren Büchern Sauerstoff, Schwefel und Gold, aber auch Vivum, der Lebensfunke, besprochen werden. Akram El-Bahay ist dabei ein Könner unter den Lesern – durch seine besondere Betonung und der realistischen Imitation verschiedener Stimmen hängt jeder Zuhörer gebannt an seinen Lippen. Immer mehr vorbeilaufende Menschen bleiben stehen, um Samir bei seinen Erlebnissen zu begleiten und schließen sich den Zuhörern in der bereits überfüllten Leseinsel an.
Die Messe ist gut besucht, sodass seine Lesung von Kindergeschrei oder auch lauter Musik gestört wird. Akram El-Bahay aber bleibt ruhig, liest uns weiterhin deutlich und melodisch die nächste spannende Szene vor, die sich im Schloss des Weißen Königs abgespielt hat. Die Lesung der »Bücherstadt« endet mit dem Moment, als geflügelte Wesen vom Dach des Palastes in die Lüfte steigen und Samir sich fragt, ob er sich das alles nur eingebildet hat – doch eine Feder, die er auf dem Dach findet, beweist ihm das Gegenteil. Akram beendet seine spannende Ausführung, indem er sich bei seinen zahlreichen Zuhörern für die Aufmerksamkeit bedankt.
Beitragsbild: Das von dem Verlag gestaltete Cover für die »Bücherstadt« ist ein ganz besonderer Blickfang. © Lisa Norden
Die Veranstaltung: Akram El-Bahay liest aus dem ersten Teil seiner neuen Trilogie »Bücherstadt – die Bibliothek der flüsternden Schatten«, 15.3.2018, 12 Uhr
Das Buch: Akram El-Bahay: Bücherstadt – die Bibliothek der flüsternden Schatten. Bastei Lübbe, Köln 2017, 382 Seiten, 14,00 Euro, E-Book 10,99 Euro
Die Rezensentin: Lisa Norden