Ursula Poznanski verwandelt einen mysteriösen Blackout zu einem spannenden Psychothriller.
Der Wecker klingelt früh am Morgen. Wo bin ich? Ein Blick in den Spiegel verrät mir, dass ich den letzten Drink heute Nacht lieber hätte weglassen sollen. Aber es gibt ja bekanntlich nichts, was sich nicht durch eine Dusche, Schminke, Frühstück und Kaffee wiederherstellen lässt. Langsam kommen auch die Erinnerungen wieder an das, was die letzten Stunden im wachen Zustand passiert ist. Ich ziehe mich an, packe meine Sachen und begebe mich auf den holprigen Weg durch Matsch und Schneechaos zum Messegelände. Mit so einem ähnlichen Blackout muss auch die Protagonisten des neusten Thrillers von Bestsellerautorin Ursula Poznanski kämpfen.

Verwirrt wacht Nika nach einer Partynacht in ihrem Bett liegend, mit nur noch einem Schuh auf. Ihre Jeans ist dreckig und ein Verband an ihrer Hand. Was war passiert? Genau das fragen sich auch hunderte von Zuhörern in der Leseinsel Fantasy auf der Leipziger Buchmesse. Die Wiener Autorin, die den meisten bereits durch ihre Romane »Elanus« und »Layers« bekannt ist, macht es jedoch spannend und liest in den kommenden 30 Minuten lediglich den Anfang ihres neuen Werkes »Aquila« vor. In diesem erfährt man von Nika, einer Kunststudentin, welche derzeit ein Gastsemester in Siena, Italien verbringt. Ihr Leben besteht vor allem aus den unzähligen Partys, welche sie hier und da feiert. Doch an diesem Morgen ist alles anders – sie hat nicht nur ihr Gedächtnis an die letzte Nacht verloren, sondern auch ihr Handy, ihre Schlüssel und ihre Mitbewohnerin Jenny. Als sie in das Badezimmer stolpert, entdeckt sie eine mysteriöse Nachricht auf ihrem Spiegel: »Letzte Chance« steht dort mit Zahnpasta geschrieben. Was hat das wohl zu bedeuten? Die zugeschlossene Wohnungstür, ein blutiges T-Shirt, welches nicht ihres ist und die Erkenntnis, dass heute gar nicht Sonntag, sondern Dienstag ist, hinterlassen bei Nika weitere Fragezeichen. Zu allem Überfluss findet sie noch einen Zettel in ihrer Hose mit rätselhaften Botschaften, welche sie selbst geschrieben hat: »Weihnachten voller Angst. Halte dich fern von Einhorn und Adler. Cor magis tibi sena pandit. Das Blut ist nicht deines.« Botschaften die keinen Sinn ergeben, aber nach einer Antwort verlangen. Nika begibt sich auf die Spuren der letzten Tage …

Poznanski versteht es Spannung zu erzeugen. Dass sie bewusst nur die ersten Szenen aus ihrem Werk vorliest, soll die Zuhörer dazu animieren, das Buch zu kaufen und selbst herauszufinden, was Nika wiederfahren ist. Und tatsächlich – es funktioniert. Man möchte unweigerlich wissen, wie es weitergeht. Dabei stört es nur ein wenig, dass die Autorin neben dem Vorlesen wenig von sich oder zu den Hintergründen des Buches preisgibt – denn darum geht es ja schließlich nicht. Es geht um Nika, um die Suche nach des Rätsels Lösung und um einen weiteren fesselnden Thriller, der in der Lage ist, jung wie alt in seinen Bann zu ziehen.
Beitragsbild: Ursula Poznanski stellt ihren aktuellen Roman »Aquila« vor. © Sarah Kruschner
Die Veranstaltung: Ursula Poznanski liest aus ihrem Roman Aquila, Leipziger Buchmesse, 17.3.2018, 13.30 Uhr
Das Buch: Ursula Poznanski: Aquila. Loewe Verlag, Bindlach 2017, 432 Seiten, 16,95 Euro, E-Book 12,99 Euro
Die Rezensentin: Sarah Kruschner