Fünf Fragen für: Jan Lindner

Leipziger Autor, Sprecher und Literaturveranstalter.

Zwischen Fußball und Lyrik liegen Welten? Nicht für Jan Lindner. Derzeit sind seine WM-Sonette über die deutsche National-Elf als poetische Zusammenfassung in der LVZ zu lesen. Unsere Redakteurin Isabell Hildebrandt nahm dies zum Anlass, ihn 5 Fragen über seine Lesegewohnheiten beantworten zu lassen.

Welches Genre lesen Sie am liebsten?

Da würde ich mich ungern festlegen. Zuletzt habe ich Heinz Strunk, Franz Kafka und viele klassische Märchen gelesen. Generell würde ich aber sagen, dass mich ungemütliche, surreale Begebenheiten interessieren – ein David Lynch gehört zu meinen favorisierten Filmregisseuren und schlägt ganz offenbar in eine ähnliche Kerbe wie Kafka. Ich mag es, wenn in offenen, poetischen Bildern erzählt wird: Da kann ich andocken und ggf. Rückschlüsse auf mich selbst ziehen.

Was war Ihr Lieblingsbuch als Kind?

Soweit ich mich entsinnen kann, habe ich einige Bände der »Fünf Freunde« von Enid Blyton gelesen. Und »Emil und die Detektive« von Erich Kästner – oben auf einem Doppelstockbett. Da werden Erinnerungen wach.

Meine Bücher sehen nach dem Lesen aus wie …?

Auf jeden Fall »gebraucht«! Ich finde, wenn ich gedanklich in eine Welt eintauche, dann dürfen am Träger – in dem Fall am Buch – auch Gebrauchsspuren zu sehen sein. Dann habe ich vielleicht  auch mehr das Gefühl, etwas geschafft oder mich mit etwas intensiv beschäftigt zu haben. Ich vergleiche ein abgenutztes Buch gerne mit einem alten Teddy, dem vielleicht schon ein Bein fehlt oder ein Auge am Faden heraushängt. Es zeugt ja vielleicht davon, dass man ihn viel geknuddelt und einfach gern gehabt hat. Dennoch bemühe ich mich inzwischen, Bücher in Tüten zu packen, bevor ich sie mit auf Reisen nehme.

Welchen Titel hätte Ihre Autobiographie?

Öhm. Bis oder falls es mal soweit ist, darf erst mal noch viel gelebt werden. Ich möchte mir ja auch nicht anmaßen, ein Buch zu resümieren, das ich nur bis zu einem Drittel gelesen habe.

Happy End oder offenes Ende?

 Gerne offenes Ende. Ich bin für die Ungemütlichkeit bei Büchern und Filmen und interpretiere gerne. Durch ein offenes Ende bin ich gegebenenfalls eher dazu angehalten, mich mehr mit dem Werk, und damit ja letztlich auch mit mir selbst, auseinanderzusetzen. Und das finde ich gut und wichtig.

Beitragsbild: Lyriker Jan Lindner vor dem Leipziger Beyerhaus. © Paul Köllner