Auf der Leseinsel Junge Verlage der Leipziger Buchmesse präsentiert Nele Heyse ihr neues Werk »Hunderteins EinSatzgeschichten«.

Nele Heyse hat etwas Besonderes geschaffen. Sie hat ein Buch geschrieben, in dem alle Geschichten jeweils nur aus einem einzigen Satz bestehen. Auf die Frage hin, wie sie auf diese Idee gekommen sei, antwortet sie, dass ihr Sohn sie darauf gebracht habe. Heyse hatte anfangs nur eine Geschichte, geformt aus einem Satz, geschrieben, und ihr Sohn war von dieser Art des Geschichtenerzählens so begeistert, dass er gerne mehr dergleichen lesen würde.
Als Nele Heyse zu lesen beginnt, entflieht man als Zuhörer bereits nach wenigen Sekunden in das Gelesene, was vor allem auf die Autorin selbst zurückzuführen ist. Denn mit ihrer melodischen, warmen und ausdrucksstarken Stimme erinnert sie an eine Märchenerzählerin vergangener Kindheitstage. Dennoch muss man anmerken, dass der Zuhörer leider zu schnell immer wieder aus dieser Blase gerissen wird, da die Darstellungen sehr kurz sind. Aus diesem Grund ist Heyse gerne bereit, ihre Geschichten ein zweites Mal vorzulesen, was auch durch den hohen Informationsgehalt dieser einzelnen Ausschnitte aus dem Leben heraus teilweise unvermeidlich ist.

Da die Geschichten in ihrem Buch nummeriert sind, gestaltet die Autorin ihre Lesung interaktiv. Das Publikum kann nach Belieben Zahlen zurufen, von denen Nele Heyse dann die jeweilige Erzählung vorliest. Hier ergibt sich jedoch vereinzelt ein Störmoment, weil Heyse die Nummern manchmal missversteht, weshalb die Moderatorin korrigieren muss.
In ihren verschiedenen Szenen thematisiert die Autorin laut eigener Aussage »absurde, dramatische, groteske« Ausschnitte aus dem Leben, wodurch sich der Leser mit ihrem Werk identifizieren kann. Aus diesem Grund stehen in ihrem Buch sowohl traurige als auch lustige Momente. Nele Heyse will auch zum Denken und zur Fantasie anregen, dementsprechend kann man sich zu den bereits vorhandenen kurzen Lebensausschnitten selbst noch Geschichten rund um diese dazu denken.
Auch einige Wünsche an die Gesellschaft sind im Werk von Heyse zu erkennen. So erklärt sie selbst, dass sie sich eine Zukunft erhofft, in der Menschen nicht mehr aufgrund ihrer Hautfarbe oder ihres Aussehens beurteilt werden. Dazu passt auch die Geschichte »Nicht erwähnenswert«, in der eine fünfzehnjährige ihren Großeltern gesteht, dass sie lesbisch ist. Diese Tatsache entlockt den Großeltern keine Reaktion, anders als der Moment, in dem sie herausfinden, dass es sich bei der Freundin ihrer Enkelin um eine Person mit Migrationshintergrund handelt. Diese und weitere Geschichten ergänzen Illustrationen im Buch, welche alle von Joachim Hamster Damm spezifisch für dieses Buch geschaffen wurden.
Zum Abschluss der Lesung fragt die Moderatorin Heyse noch nach ihrer liebsten Szene des Buches, woraufhin die Autorin allerdings spontan keine konkrete Antwort hat, da sich dies immer je nach Lebenslage und Emotion unterscheidet.
Beitragsbild: Das Buch »Hunderteins EinSatzgeschichten« von Nele Heyse. © Laura Schäfer
Die Veranstaltung: Hunderteins EinSatzgeschichten, Leseinsel Junge Verlage, 18.3.2018, 15 Uhr
Das Buch: Nele Heyse: Hunderteins EinSatzgeschichten. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2017, 144 Seiten, 9,95 Euro, E-Book 8,99 Euro
Die Rezensentin: Laura Schäfer