Jan Weiler liest aus seinem neuesten Kühn-Roman.
Ein Krimischreiber sei er nicht, betont Jan Weiler. Das liege ihm nicht. Dass sein Protagonist in nunmehr zwei Romanen der Polizeikommissar Martin Kühn ist und in Mordfällen ermittelt, erklärt er damit, dass er ihm »einen spannenden Beruf geben wollte, der viel Handlungsmöglichkeiten gibt«.
Statt der Mordfälle betont er die verschiedenen gesellschaftlichen Milieus Münchens: Allen voran die »absturzgefährdete« Mittelschicht, zu der der Mittvierziger Kühn gehört, aber auch die sozialen Brennpunkte und die »Super-Superreichen«, das »gehobene linke Bürgertum«, die viel Geld für Unnötiges ausgeben, sich aber auch sozial engagieren.
In der LVZ-Autorenarena sieht es anders aus als sonst auf der Buchmesse. Weg ist das übliche Messe-Rot, stattdessen ist die Wand in Weiß und Lila mit dem LVZ-Logo verziert. Da, wo der Autor mit der Moderatorin sitzt, ist ein »Wohnzimmer« an der Wand abgebildet. Mitten durch die Zeichnung führt eine kleine Schiebetür, durch die sie am Ende der Lesung verschwinden werden. Die Zuschauer sitzen auf Klappsitzen, die wie in einem Kino oder einem Hörsaal treppenartig sortiert sind.

Es ist noch nicht ganz zwölf, trotzdem beginnt die Lesung – mit einer Entschuldigung für den Vortag, an dem Weiler wegen schlechtem Wetters acht Stunden im Erfurter Bahnhof festsaß und deshalb eine Lesung ausfallen lassen musste. »Schuld ist die Deutsche Bahn«, sagt er.
Mit der Moderatorin diskutiert er die Verfilmungen von »Maria, ihm schmeckt’s nicht« und »Das Pubertier«, ihre Besetzung und inwiefern der Autor in die Umsetzung eingreift. Und ja, auch von Kühn soll es demnächst einen Film geben.
Wichtig ist Weiler, dass der Leser etwas zu lachen habe. So könne er nämlich ernsthafte Themen in seinen Romanen diskutieren, wie Migration oder krasse soziale Unterschiede, ohne dass der Leser vor Langeweile vergehe. Auch verstehe er sich als jemanden, der die Leute unterhält. Lachten sie, würden sie dadurch glücklicher. Auch heute kommen die Lacher nicht zu kurz.

In der Lesung wird die steinreiche Familie vorgestellt, in deren Garten die Leiche eines jungen Mannes aus ärmlichen Verhältnissen auftaucht. Kommissar Kühn und ein Kollege von ihm fahren hin. Das Ehepaar ist Kühn sofort sympathisch, während sein Kollege ihnen mit Misstrauen und Ablehnung begegnet. Überhaupt ist Kühn ein Menschenliebhaber.
Auch Weiler mag Menschen und beobachtet sie gerne. Ihre Eigenarten verarbeitet er dann in seinen Romanfiguren. Er macht aber nie Notizen: »Ich behalte alles im Kopf. Wenn ich etwas vergesse, dann war es nicht gut genug, um in meinem Kopf zu bleiben.« Auch sein nächstes Buch sei in seinem Kopf. »Alles im Kopf«, lacht die Moderatorin. Mit Notizen klappe bei ihm nichts, seufzt er, dann wisse er meist nicht mehr, was er mit der Notiz gemeint hatte oder warum er das knapp geschilderte so toll fand. »Vielleicht mache ich auch alles falsch.«
Irgendetwas muss er aber richtig machen, so toll, wie seine Bücher letztendlich immer sind. Und so groß, wie die Schlange ist, die sich nach der tollen Lesung am Büchertisch bildet.
Beitragsbild: Jan Weiler (rechts) mit Moderatorin (links). © Yasmin Al-Iriani
Die Veranstaltung: Jan Weiler liest aus Kühn hat Ärger, LVZ-Autoren-Arena, 18.3.2018, 12 Uhr
Das Buch: Jan Weiler: Kühn hat Ärger. Piper Verlag GmbH, München 2018, 400 Seiten, Hardcover 20,00 Euro, E-Book 17,99 Euro
Die Rezensentin: Yasmin Al-Iriani