Dystopie mal anders

C. E. Bernard liest aus ihrem Debütroman »Palace of Glass: Die Wächterin«.

Auch am letzten Tag herrscht wieder reges Treiben auf der Buchmesse. Insbesondere die Fantasy Leseinsel lädt dazu ein, sich für kurze Zeit in eine andere Welt entführen zu lassen. Bereits vor Beginn der Lesung kommen ein paar Fans auf die Autorin Christine Lehnen zu und können eine Signatur ergattern. Von der Moderatorin wird sie allerdings mit ihrem Pseudonym C. E. Bernard angekündigt. Seit 2014 lehrt sie Literarisches Schreiben an der Universität Bonn und studiert nebenher in zwei Mastern Englische Literatur und Politikwissenschaft. Und irgendwie hat sie die Zeit gefunden auch noch eine Romantrilogie zu schreiben.

C. E. Bernard © Eva-Lotte Hill

Der Auftakt der Reihe feiert heute seine Premiere, denn wie Bernard zugibt, sei es das erste Mal, dass sie auf einer Messe ist. Bevor sie jedoch näher auf den Roman »Palace of Glass: Die Wächterin« eingeht, nimmt sie sich die Zeit, noch eine kleine Anekdote zu erzählen, denn das Buch hat »eine etwas ungewöhnliche Biografie«. Mit einem freundlichen Lächeln verrät sie dem Publikum, wie sie zunächst fünf Jahre an einer Geschichte schrieb, um dann von verschiedenen Verlagen eine Absage zu erhalten. Offen und ehrlich berichtet sie von der Entstehungsgeschichte der Reihe und gibt somit einen kleinen Einblick in die Arbeit einer jungen Autorin, die sich auch von Niederlagen nicht entmutigen ließ.

Der erste Band der Trilogie beschreibt ein alternatives London, in dem eine prüde Gesellschaft das Leben bestimmt und zwischenmenschliche Berührungen mit nackter Haut verboten sind. Denn die Bevölkerung und insbesondere das Königshaus fürchten die Gefahr, die von den sogenannten Magdalenen ausgeht – Menschen, deren Gabe es ist, die Gedanken anderer durch Berührungen zu beeinflussen. Die Protagonistin Rea ist nicht nur eine Kämpferin, sondern auch eine Magdalene und versucht mit allen Mitteln diese Gabe zu verbergen. Als jedoch der britische Geheimdienst Rea aufspürt, erhält sie den Auftrag, den Kronprinzen als seine neue Leibwächterin zu beschützen. Doch am Hofe ahnt niemand, dass sie selbst sein größter Feind ist.

© Penhaligon Verlag

Mit klarer und melodischer Stimme führt die Autorin durch das erste Kapitel. Obwohl sie nicht näher auf den Inhalt eingeht, lässt sich der Einstieg in die Geschichte gut verfolgen und sofort fiebert man mit der Protagonistin Rea mit, die sich in einem illegalen Straßenkampf behaupten muss. Das Publikum lauscht gebannt den Worten von Bernard und taucht in das dystopische London ein. Und ehe man sich versieht, ist es auch schon wieder vorbei. Die Autorin beendet ihre Lesung mit den Worten: »Ich warte nicht, zögere keine Sekunde, sondern renne um mein Leben.« Plötzlich wird man wieder in das Hier und Jetzt zurückgerissen, während die Zuhörer sich mit lautem Applaus bedanken.

Vor allem die Mischung aus Schauplätzen der realen Welt und der Originalität des Fantasy Genres sticht bei »Palace of Glass« hervor und kreiert dadurch eine Dystopie ohne kompliziertes, apokalyptisches Setting. Die Lesung war somit ein guter Vorgeschmack, denn was man bisher erfahren hat, macht neugierig auf das, was noch kommt.

Beitragsbild: Die Autorin C. E. Bernard. © Franziska Müller


Die Veranstaltung: C.E. Bernard liest aus Palace of Glass: Die Wächterin, Buchmesse Halle 2, Leseinsel Fantasy, 18.3.2018, 14 Uhr

Das Buch: C. E. Bernard: Palace of Glass: Die Wächterin. München, 2018, 416 Seiten, 14 Euro, E-Book 4,99 Euro


 

 

Die Rezensentin: Franziska Müller