Drei Autoren vor Gericht

Krimi-Autoren stellen ihre Neuerscheinungen mit Lesung und Gesprächen über diese, Erfahrungen und Kriminalistik vor.

Pünktlich um 19 Uhr startet der Livestream via Facebook am 28. Mai 2021 zu der Veranstaltung Krimiclub im Landgericht, ermöglicht durch »das blaue Sofa«, die die Strafrichterin und Pressesprecherin Katrin Seidel eröffnet. Kurz beschreibt sie die Örtlichkeit: der »wunderbare« Schwurgerichtssaal, einer der größten Säle von Leipzig und größtenteils original erhalten. Man merkt am Hall die Größe des Saales und die Leere darin. Kurz darauf wird die lange Richterbank mit den Gästen gezeigt. Von links nach rechts mit Abstand: Moderator Michael Sahr, die Autoren Christa von Bernuth, Horst Eckert, Simone Buchholz und Richterin Katrin Seidel. Die weißen Lamellenvorhänge der fünf Fenster sind geschlossen, hinter jedem erkennt man einen rötlichen Schein, Wandlampen erleuchten den Raum mit warmem Licht.

Bevor Sahr, Moderator im ZDF und für »das blaue Sofa«, die Bücher für diesen Abend vorstellt, gibt er bekannt, dass ein Autor, Tom Roth mit »Welt ohne morgen« (Lübbe) krankheitsbedingt fehlt und stellt sein Buch kurz vor. Er präsentiert kurz die zwei Krimis und den Thriller und gibt den detaillierten Plan bekannt. 10 Minuten zum Kennenlernen, 25 bis 30 Minuten je Autor mit ein bis zwei Textstellen, 25- bis 30-minütiger Dialog über das Buch und zeigt die Reihenfolge. Perfekt durchgeplant.

»Hätten Sie sich vor 20 Jahren gedacht, dass Sie mal Krimis schreiben?«, lautet die erste Frage. Keine gut Gewählte. Bis auf Buchholz, damals noch Journalistin und nur zufällig zum Genre Krimi gekommen, haben die anderen beiden schon vor 20 Jahren Krimis geschrieben. Das Thema bleibt bei den Erfahrungen des Schreibens zu diesem Genre und Kriminalistik.

Tief in der Erde © Goldmann
Screenshot von Christa von Bernuth © Maria Pause

»Tief in der Erde« von Bernuth ist ihr erster True-Crime-Krimi und handelt von einem Mädchen, welches entführt worden ist. Nach einer gescheiterten Übergabe kann sie nur noch Tod aufgefunden werden. Im realen Fall gibt es einen Verurteilten, von dem die Autorin Zweifel hat, dass es der Täter ist. In Ihrem Buch beschreibt Sie andere Täter und hofft, den Täter im realen Fall zu erreichen. Da der Fall verjährt ist, stimmt Richterin Seidel zu, dass dieser nicht mehr verfolgt werden kann. Sie liest einen Textteil, in dem die Polizei gerade nach dem Mädchen an einem möglichen Ort sucht, vor.

Screenshot von Horst Eckert © Maria Pause

Es folgt der Thriller »Die Stunde der Wut« von Eckert über ein »sehr negatives Bild von der Justiz« und zwei Mordfälle beherrscht von Gier, Korruption, politischen Intrigen und Wut. Angeregt durch fragwürdige Hintergründe einiger Milliardäre und dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, wollte er ein Buch zum Thema Verfassungsschutz schreiben. Eckert liest eine Passage über einen Anruf von einer jungen Frau in die Notzentrale vor, ob ihr geholfen werden konnte, bleibt offen. Leider schwankte die Lautstärke in diesem Teil des Streams, der sonst ohne Probleme verlief.

Der Moderator Sahr fragt die Autoren nach Ihrer Recherchearbeit zu Ihren Werken, die ihnen, teils aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit leichtfällt. »Wenn jemand bereit ist zu reden, sind sehr schnell die Türen offen«, kommentiert Eckert. Von Bernuth und Buchholz teilen die gleiche Meinung und ihre Erfahrungen.

River Clyde © Suhrkamp
Screenshot von Simone Buchholz © Maria Pause

Zum Schluss stellt Buchholz ihren Krimi »River Clyde«, den zehnten Teil der Chastity-Riley-Serie, vor. Anders als die anderen Teile spielt er nicht in Hamburg, sondern in Glasgow, aufgrund einer persönlichen Erfahrung im Celtic Stadion und die Suche nach der Heimat und den familiären Geheimnissen ihre Hauptfigur. Sie verrät etwas über ihren Schreibstil; einen witzigen, ironischen, mit magischen Realismus und Dialoge mit schnellen Wendungen. Den Textabschnitt, den sie liest, handelt vom Partner ihrer Hauptfigur, der in Hamburg zurückgeblieben ist, und sie nun vermisst. Eindrucksvoller finde ich aber ihr Zitat aus dem Buch: »JC holt uns zwei Bier und wir setzen uns an einen Tisch in der Ecke. Die Wölfe nehmen auf einer Bank neben der Tür Platz.«

Als abschließende Diskussion sprechen die Autoren über Ihre literarischen Einflüsse und Vorbilder. Während der Live-Übertragung zeigt Facebook die aktuelle Zuschauerzahl an, die zwischen 16 und 20 schwankte. Zu wenig, was ich schade finde, da jeder die Möglichkeit hatte, kostenlos auf die Veranstaltung zuzugreifen. Man kann sie im Nachhinein auf Facebook ansehen, was ich jedem empfehlen kann, da man neben den Büchern auch viele andere Informationen von und über die Autoren erfährt.

Beitragsbild: Screenshot der Veranstaltung von Moderator Michael Sahr,
die Autoren Christa von Bernuth, Horst Eckert, Simone Buchholz und Richterin
Katrin Seidel auf der Richterbank, © Maria Pause


Die Veranstaltung: Lesung und Gespräch mit den Autoren Christa von Bernuth, Simone Buchholz, Horst Eckert und dem Moderator Michael Sahr und Strafrichterin Katrin Seidel , online via Facebook-Livestream, 28.05.2021, 19:00 Uhr


Die Bücher:
Christa von Bernuth: Tief in der Erde. München: Goldmann Verlag 2021, 384 Seiten, 16,00 Euro, E-Book 12,99 Euro.
Simone Buchholz: River Clyde. Berlin: Suhrkamp Verlag 2021, 230 Seiten, 15,95 Euro, E-Book 13,99 Euro.
Horst Eckert: Die Stunde der Wut. München: Heyne Verlag 2021, 448 Seiten, 12,99 Euro, E-Book 9,99 Euro.


 

 

Die Rezensentin: Maria Pause