Beruflich arbeitet sie therapeutisch mit (Sexual-)Straftätern, heute stellt Lydia Benecke ihr neuestes Buch »Psychopathinnen: Die Psychologie des weiblichen Bösen« im Haus Leipzig vor.

Laute Musik von der Band Subway to Sally dröhnt aus dem Veranstaltungssaal, während sich Besucher an der Theke noch schnell ein paar Snacks und Getränke sichern. Im Saal selbst merkt man, wie sehr sich die Leipziger auf den Abend freuen, denn es müssen noch nachträglich Stühle besorgt werden.
Ohne viel Aufsehen geht es dann auch direkt los. Licht aus: der Saal wird in Dunkelheit getaucht. Benecke, die schon während der Wartezeit auf der Bühne in ihrem typischen roten Sessel mit der dazugehörigen Stehlampe und dem passenden Tischchen sitzt, fängt ganz natürlich an zu erzählen.
Nach einer etwas längeren Einleitung, in der Benecke den Zuhörern ihren beruflichen Werdegang skizziert, fängt sie an die Theorie der später dargelegten Fallbeispiele zu erläutern. Die Autorin erklärt anhand einer Power-Point-Präsentation was einen Psychopathen ausmacht und worin die Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Tätern bei Tötungsdelikten liegen. Während Männer töten, um eine Beziehung zu retten – wenn ich sie nicht haben kann, darf sie keiner haben –, verfolgen Frauen hingegen das Motiv, Menschen in ihrem Leben loswerden zu wollen.
Ebenfalls erläutert sie kurz die Basis der Psychopathie, das sogenannte Cluster B. Dieses beinhaltet die emotional instabile, die antisoziale, die histrionische und die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Im Endeffekt bedeutet dies, dass alles unter dem Motto »Drama, Baby!« zusammengefasst werden kann.

In den vier Fallbeispielen erklärt Benecke nun anhand des Cluster B, wie es zustande kommen konnte, dass diese vier Frauen – Aileen Wuornos, Marybeth Tinning, Gertrude Baniszewski und Theresa Knorr – handelten, wie sie es eben taten.
Die Fallbeispiele und die Erzählweise von Lydia Benecke fesseln so sehr, dass niemand mitbekommt, wie spät es eigentlich wird und als die selbstständige Psychologin den Vortrag für beendet erklärt, hört man aus dem Publikum ein kollektives Aufstöhnen, dass der Abend schon vorbei ist.
Ein definitiv gelungener Vortrag und die Leidenschaft mit der Benecke diesen hielt, machen Lust auf mehr, sodass die Veröffentlichung des Buches kaum noch erwartet werden kann.
Beitragsbild: Lydia Benecke (rechts) mit der Rezensentin (links). © Janine Frenzel
Die Veranstaltung: Lydia Benecke hält einen Vortrag über PsychopathINNEN – Tödliche Frauen, Haus Leipzig, 13.1.2018, 20 Uhr
Das Buch: Lydia Benecke: Psychopathinnen: Die Psychologie des weiblichen Bösen. Bastei Lübbe, Köln 2018, 250 Seiten, 18 Euro, E-Book 13,99 Euro
Die Rezensentin: Janine Frenzel