Diese Figuren bleiben im Gedächtnis

Krischan Koch beweist große Stimmengewalt und skurrilen Humor bei der Lesung seines Küsten-Krimis »Pannfisch für den Paten«.

© dtv Verlagsgesellschaft

Vor einer Wand aus alten Holztüren steht eine lange Tafel mit drei Mikrofonen. Der Raum ist durch gelbe und rote Lichter nur spärlich beleuchtet. Im Hintergrund läuft ruhiger Jazz. Ungefähr 100 Personen haben es sich auf Stühlen und Sofas im Keller des Barfusz Leipzig bequem gemacht, um den neuesten Krimis der dtv Verlagsgesellschaft zu lauschen. Um 20 Uhr tritt Autor Krischan Koch ans Mikrofon und hat den kalten Wintertagen zum Trotz einen Roman mitgebracht, der im heißen Juli spielt.

Der ältere Herr mit Rollkragenpullover und Hornbrille liest an diesem Abend insgesamt vier Abschnitte aus seinem Küsten-Krimi »Pannfisch für den Paten« vor, durchbrochen von unterhaltsamen Anekdoten zur Entstehungsgeschichte des Buches. Die Erzählung selbst spielt im Norden Deutschlands, in Fredenbüll, einem Ort, an dem laut Koch »ja eigentlich nix los ist«, und behandelt Themen wie Windkraft, organisierte Kriminalität und Ernährungsgewohnheiten. Dem Buch liegen eine Rezeptliste und ein Lesezeichen der Fastfoodkette »Nordsee« bei.

Krischan Koch © Gunter Glücklich

Der erste Abschnitt, der vorgelesen wird, beginnt in New York City. Dort wird die alteingesessene Mafiafamilie Luciano beim Spaghetti-Essen von einer verfeindeten Familie am Valentinstag erschossen. Nur eine Person, Tony Luciano, überlebt das Massaker und muss vor dem Killer Louie »The Lobster« flüchten. Dann wechselt die Szene zum Stehimbiss »De Hidde Kist« in Fredenbüll, wo sich dessen Stammgäste über Flüchtlinge aus Amerika unterhalten. Man meint, das Bundeskriminalamt im kleinen Dorf gesehen zu haben. Polizeiobermeister Detlefsen wittert einen ganz großen Fall. Anhand dieses ersten Auszuges zeigt sich Kochs große Stärke: Er kann vorlesen. Vom heiseren Postboten Piet über die umtriebige Imbisswirtin Antje bis hin zum geschmeidigen Italiener Tony gibt er jeder seiner Figuren eine treffsichere Stimme. Die norddeutsche Identität wird von ihm sehr passend eingefangen und vertont. So schafft er ohne großen Aufwand grundsympathische Charaktere, denen man gerne zuhört. Sei es der Althippie Bounty oder der schokoliebende Hund Susi: Diese Figuren bleiben hängen.

Bald taucht eine Leiche in noch nicht ganz getrocknetem Beton auf, und der Polizeiobermeister hat endlich seinen großen Fall. Tony Luciano und dessen Verfolger tauchen auf. Dann gibt es noch Streit um Windkraftanlagen, die das Leben von Fröschen bedrohen, oder eine Pension, die plötzlich eine russisch-tibetische Honigmassage anbietet. Koch schafft es wirklich, dass dem Zuhörer niemals langweilig wird.

Beitragsbild: Koch gibt eine Anekdote zum Besten. © Simon Kaleschke


Die Veranstaltung: Krischan Koch liest aus Pannfisch für den Paten, Barfusz Leipzig, 16.3.2018, 20 Uhr

Das Buch: Krischan Koch: Pannfisch für den Paten. dtv, München 2018, 288 Seiten, 9,95 Euro, E-Book 7,99 Euro


 

 

Der Rezensent: Simon Kaleschke