Die Bibliothek und ihre Zukunft

Viele kennen sie: Sie ist ein Ort, an dem Träume wohnen, an dem Wissen herrscht und an dem der ein oder andere Student lebt, als wäre es sein zweites Zuhause – die Bibliothek.

© Wallenstein Verlag

Es ist ein schöner Raum, in dem die Leute interessiert auf den Stühlen Platz nehmen und dem Gespräch von Autor Michael Knoche und Ulrich-Johannes Schneider, Direktor der Universitätsbibliothek und Professor für Philosophie, lauschen. Kronleuchter hängen von der alten Holzdecke im Fürstenzimmer der Bibliotheca Albertina und tauchen den Raum in gemütliches Licht. Leider sind doch viele Stühle frei geblieben.

Michael Knoche, ein Mann mit einem liebevollen Lächeln und einer breiten schwarzen Brille auf der Nase, hat einiges an Diskussionsstoff mitgebracht: In seinem kürzlich erschienen Buch »Die Idee der Bibliothek und ihre Zukunft« stellt er eine Frage klar in den Vordergrund: Wie soll es in einer Welt, in der alles immer mehr digitalisiert wird, mit der Bibliothek und ihren Büchern weitergehen? Knoche, der selber bis 2016 noch Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar war, fällt eine Digitalisierung allen Wissens sichtlich schwer. Jeder, der die Schönheit und das Ausmaß des Weimarer Weltkulturerbes kennt, kann ihn dabei verstehen.

An diesem Abend ist es ein Gespräch – auf keinen Fall ein streitendes, aber ein wohlüberlegtes mit zwei unterschiedlichen Meinungen zu diesem Thema. Die Stimmung ist dabei heiter und ausgelassen. Das Thema – meiner Meinung nach – ernst! Schneider vertritt hierbei die fragende Instanz. Was ist an einer Digitalisierung schlimm? Immerhin kann eine Bibliothek nun mal nicht alle Bücher auf der Welt haben!

Michael Knoche. © Klassik Stiftung Weimar

Knoche liest aus zwei kurzen Passagen des Buches. Immer wieder macht er Pausen, redet mit Schneider darüber, weißt darauf hin, dass ein Buch etwas anderes ist, als einfach mal schnell etwas im Internet zu suchen. Er kritisiert offen die digitalen Medien und den Rückgang der Bibliothek durch eben diese. Schuld sind dabei alle. Für Bücher müsse man kämpfen und »wenn sich die Bibliotheken halt notfalls alle zusammenschließen müssen, dann ist das halt so«. Schneider meint daraufhin zum Lachen aller, dass man sich nur dann so eine Kritik erlauben darf, wenn man, wie Knoche, bereits in Rente ist.

Nebenbei herrscht im Zimmer ein regelrechtes Kommen und Gehen. Immer wieder stehen Zuhörer auf und verlassen den Raum, andere treten durch die knarzende Tür herein und suchen sich schwer atmend einen Platz. Da im Raum eine weitere Veranstaltung folgt, schließt Schneider nach einer guten Stunde die Runde. Mit einer Frage aus dem Publikum ist dann der Abend schnell beendet.

Letztendlich bin ich fest davon überzeugt, dass das Internet einem nie das Gefühl geben kann, was einem ein gutes, altes, leicht modrig riechendes Buch vermittelt. Und zwar ist es das Wissen, auf eine ganz besondere und fantastische Art und Weise.

Beitragsbild: Michael Knoche (rechts) und Ulrich-Johannes Schneider stellen Knoches Buch »Die Idee der Bibliothek und ihre Zukunft« vor. © Martha Johanna Engel


Die Veranstaltung: Michael Knoche: Die Idee der Bibliothek und ihre Zukunft. Buchpräsentation und Diskussion mit Ulrich-Johannes Schneider im Rahmen von Leipzig liest, Bibliotheca Albertina, Fürstenzimmer, 16.3.2018, 18 Uhr

Das Buch: Michael Knoche: Die Idee der Bibliothek und ihre Zukunft. Wallenstein Verlag, Göttingen 2018, 138 Seiten, 20 Euro, E-Book: 15,99 Euro


 

 

Die Rezensentin: Martha Engel