Der Deutsch-Rapper mit jüdischer Identität Ben Salomo stellt im Ariowitsch-Haus seine Biografie vor und spricht über Antisemitismus im Deutschrap.
Ben Salomo erzählt eine Anekdote. Seine Frau habe ihm ein Video auf Instagram gezeigt, in dem ein Kind im Alter von vier oder fünf Jahren zu sehen sei, das übers Koksnehmen rappt und sich dabei symbolisch mit dem Zeigefinger unter der Nase entlangstreicht. Diese Anekdote soll verdeutlichen, welchen Einfluss Rap inzwischen in unserer Gesellschaft hat – speziell in der Jugendkultur. Besonders bedenklich ist dies, da es im Deutschrap antisemitische Tendenzen gibt und sie auch immer mehr werden. Und das nicht erst seit dem Skandal bei der Echoverleihung 2018 rund um die Rapper Kollegah und Farid Bang.

Ben Salomo heißt eigentlich Jonathan Kalmanovich und wurde 1977 in Israel geboren. Zusammen mit seiner Familie zog er im Alter von vier Jahren nach Berlin, wo er im Stadtteil Schöneberg aufwuchs. Später erlangte er durch seine Rapveranstaltung »Rap am Mittwoch« Bekanntheit, mit der er monatlich bis zu zwei Millionen Views auf Youtube erreichte. Im Mai 2018 beendete er das Musikformat aufgrund der starken antisemitischen Tendenzen, die auch aus der Szene kommen. Darüber berichtet Ben Salomo in seiner Biografie »Ben Salomo bedeutet Sohn des Friedens«, die er im Rahmen der Leipziger Buchmesse im Ariowitsch-Haus vorstellt.
Auf den ersten Blick ist das Ariowitsch-Haus eine ungewöhnliche Wahl für eine Lesung über Hip-Hop-Kultur. Allerdings geht es auch sehr stark um die Erlebnisse eines jüdischen Menschen in Deutschland, daher passt es doch sehr gut in das Zentrum für jüdische Kultur. Überraschend ist auch das Publikum. Rechnet man bei so einer Lesung mit vielen jungen Besuchern, bilden sie eher die Minderheit im Verhältnis zu den vielen älteren Menschen im Saal.

Bei der Lesung handelt es sich auch vielmehr um ein Gespräch zwischen dem Autor Ben Salomo und dem Journalisten Armin Fuhrer. Sie unterhalten sich über die Erfahrungen, die Ben Salomo als Jude in Deutschland gemacht hat. Passend dazu liest der Autor dann exemplarische Stellen vor. Die Passagen sind sehr gut gelesen, wenn auch immer wieder kleine Stockfehler passieren. Doch sind diese nicht wirklich störend, sondern wirken vielmehr charmant. Die Moderation von Armin Fuhrer hangelt sich elegant an der Biografie von Ben Salomo entlang und führt zu einem sehr spannenden Gespräch über die Ursprünge von Antisemitismus im Deutschrap, wie sich dieser äußert und warum er gerade im Hip-Hop so besonders gefährlich ist.
Nach knapp einer Stunde ist dieser spannende, informative aber auch sehr unterhaltsame Abend leider schon vorbei. Gerne hätte man noch länger zugehört und wäre noch tiefer in die Thematik eingetaucht.
Beitragsbild: Armin Fuhrer (links) und Ben Salomo (rechts). © Thorben Matthies
Die Veranstaltung: Ben Salomo liest aus Ben Salomo bedeutet Sohn des Friedens, Moderation: Armin Fuhrer, Ariowitsch-Haus, 21.03.2019, 18 Uhr
Das Buch: Ben Salomo: Ben Salomo bedeutet Sohn des Friedens. Europa Verlag, München 2019, 240 Seiten, 18 Euro
Der Rezensent: Thorben Matthies