Christian von Aster liest in der Galerie BeuteltierART zwischen Kunst und Dackeldame aus seinem Buch »Höllenherz«.

Es ist kalt, an diesem letzten Tag des Lesespektakels und nach all den wandernden Menschenmassen und dem Messetrubel, hat es mich heute Abend in die Kunstgalerie BeuteltierART gespült. Schon beim Betreten fühlt man sich auf Anhieb wie im Atelier einer kunstsinnigen Freundin – üppige, dunkle Ledersofas laden zum Verweilen ein, während die bebilderten Wände und Figurinen ihr übriges zu einer leichtgewichtigen, kreativen Atmosphäre beitragen. Die Inhaberin Susanne Höhne hat mit ihrer Galerie eine Anlaufstelle für Kunst und Kultur geschaffen, zu der jeder einen Zugang findet, wenn er denn nur möchte. Dementsprechend ist die Stimmung des bunt gemischten Publikums ausgelassen, alsbald vertraut und der Raum füllt sich bis fast auf den letzten Platz. Die Dackeldame Vara, der geheime Co-Star des Abends und ansonsten Galeriehüterin, geht routiniert die Sitzenden ab, begrüßt, beschnüffelt, beäugt die Gäste mit ihren bernsteinfarbenen Augen und die Zeit vergeht wie im Fluge, bis die Lesung beginnt.

»Aus der Hölle entlassen wegen Haben eines Herzens und dort, wohin man mich entließ, Geliebte sterben sehen, einzig weil ich Teufel bin.«, liest Christian von Aster, mit der Stimme seines diabolischen Protagonisten, dessen Reise man in seinem Buch »Höllenherz« miterlebt. Diese ist eine vorrangig Tragische – der, aus der Hölle aufgrund seines Herzens verstoßene, Teufel sucht in dieser Menschenwelt, die ihm, aber auch meist den Menschen selbst, so fremd ist, seinen Platz. Doch jede Frau, die er beginnt zu lieben, oder jeder, der freundschaftliche Züge in ihm erkennt, stirbt alsbald, denn für die Liebe des Teufels ist nur der Tod der angemessene Preis. Diese scheinbar unausweichliche Tragik des verlustreichen Teufel-Lebens wird im Zuge der Geschichte abgemildert und gewinnt durch Nuancen von Bizarrheit und Situationskomik an facettenreicher Dimension. Sei es durch das wiederkehrende Bild eines Mannes, der schwört, den Teufel aufgrund eines kaputten Tisches zu verfolgen und zu töten, oder durch die stellenweise ad absurdum geführte Kleingeistigkeit der Menschen. Das Netz aus Worten, welches von Aster in einem stilistisch eher altertümlichen Märchenstil webt, ist eine Narrative, an die man sich die ersten Minuten der Lesung erst anpirschen muss. Selbiges gilt für die akzentuierten erotopoetischen Stellen des Buchs, welche jedoch in nichts an lyrischem Charakter oder eidetischer Sprache nachstehen. Die seiltänzerische Gratwanderung zwischen den Facetten der Liebe, Verzweiflung, Verruchtheit und Melancholie wird unterstützt von den Illustrationen Sergej Schells, die jedes Kapitel malerisch zusammenfassen.
Stellenweise lauschte das Publikum so eingenommen, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können – oder eben das in einer Tasche verzweifelt vibrierende Handy. Durch zwischenzeitlich vom Autor scherzhaft erlaubte gemeinsame Hust-Pausen und Interaktionen mit den Gästen, ergibt sich eine angenehme Atmosphäre – weniger steife Wasserglaslesung, dafür mehr Gin-Tonic und gemeinsam ein Buch, aus den kleinen Gässchen abseits des Mainstreams, genießen.
Beitragsbild: Christian von Aster liest in der Galerie BeuteltierART. © Ulrike Klemm
Die Veranstaltung: Höllenherz , Galerie BeuteltierART, 18.3.2018, 19.30 Uhr
Das Buch: Christian von Aster: Höllenherz – eine erotopoetische Diableske tragischer Natur. Edition Roter Drache, Remda-Teichel 2016, 62 Seiten, 12 Euro
Die Rezensentin: Ulrike Klemm
Hallo liebe Ulrike,
vielen Dank für diese schöne Rezession zu Lesung und Galerie. Es freut mich sehr, dass Dir der Abend gut gefallen hat. Darf ich diesen Artikel auf meiner Seite verlinken?
Mit herzlichen Grüßen
Susanne Höhne von BeuteltierART
https://www.beuteltier-art.de/
Liebe Susanne Höhne,
vielen Dank für Ihren Kommentar! Sehr gerne dürfen Sie auf diesen Artikel verlinken. Wir freuen uns darüber!
Mit freundlichen Grüßen vom Leipzig-lauscht-Team