In der gleichnamigen Oper von Richard Strauss ist der »Rosenkavalier« der Geliebte der Feldmarschallin. Als er in ihrem Schlafzimmer erwischt wird, verkleidet er sich zur Tarnung schnell als Mädchen. Und bringt sich damit in Bredouille.
Der Rosenkavalier im Leipziger Osten dagegen hat kein Geheimnis zu verbergen. Er bietet genau das, was sein Name verspricht: Blumen und Dekoration. Auch Trauerschmuck – denn direkt gegenüber liegt der Südfriedhof.
Der Rosenkavalier ist für einen Blumenladen recht groß. Neben den hohen Blumenvasen gibt es auch im Januar noch Adventskränze zu kaufen. Im Schaufenster hängen Christbaumkugeln. Die Tische sind mit roten, samtigen Decken kitschig dekoriert. »Kaffee & Blumen« steht auf einem Schild – um schnellen Konsum wie in Läden wie Blume2000 geht es hier also nicht.
Hin und wieder veranstaltet Besitzer Ronald Pröhl Lesungen im Rosenkavalier. Ein Freund hat ihn auf diese Idee gebracht. Große Literaten bekomme er zwar nicht her, dafür sei der Laden dann doch zu klein. Sein Wunsch-Gast wäre der Autor und Kabarettist Bernd Lutz Lange, weil er auch Gärtner ist. Aber groß aussuchen könne er es sich im Rahmen der Buchmesse nicht. Dieses Jahr ist es schon die vierte Lesung von »Leipzig liest«, aber es gibt auch immer wieder welche zwischendurch. Dadurch könne er seine »kulturelle Ader« ausleben, zum selber lesen kommt er nämlich kaum.
Dabei waren Pröhls Lieblingsabende die, an denen die Besucher*innenzahlen überschaubar blieben. Die Stimmung war »wie bei Freunden, die sich abends zusammensetzen und ein bisschen zuhören und reden«, sagt Ronald Pröhl. Dreißig Leute passen in den Blumenladen, die Stühle leiht er sich beim Bestattungsunternehmen nebenan aus. Die Regale und Tische mit den Blumen werden zur Seite geschoben, das helle Deckenlicht durch Kerzen ersetzt. Pröhl selbst beschreibt die Stimmung als heimelig und gemütlich. Und was passt besser zu einem kalten Abend im März als – richtig – das Angrillen. Bei der letzten »Leipzig liest« -Veranstaltung stand draußen der Grillmeister, drinnen gab es Kaffee und Wein. Ob dieses Jahr wieder »gerostert« wird, kann Pröhl noch nicht sagen – das kommt darauf an, ob er spontan wieder Lust darauf hat.
Damit ist der Rosenkavalier ein Leseort der etwas anderen Art.
Dieses Jahr ist das Genre: Horror. Das Autor*innenkollektiv »Qindie« kommt vorbei und »öffnet Türen zum Grauen, in Geschichten aus dem Horror- und Dark Fantasy-Genre«, so die Veranstaltungsankündigung. Am 22. März um 20 Uhr gehts los und vielleicht möchten Sie nach der Lesung ja noch einen draufsetzen und mit Wein und Roster über den Südfriedhof schlendern?
Beitragsbild © Ronald Pröhl
Adresse: Rosenkavalier, Prager Str. 189, 04299 Leipzig, www.rosenkavalier-leipzig.eu
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