Der Starsynchronsprecher verleiht dem zeitlosen Werk eine neue Stimme
Von Niklas Perband
Am 12. März 2015, dem ersten Tag der Leipziger Buchmesse, ging um 12:30 Uhr ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung, denn in diesem Moment betrat Oliver Rohrbeck die Bühne im ARD Hörbuch-Forum, das mitten in der Messehalle drei gelegen ist. Dem Audiobuch-Verlag war es gelungen, den deutschen Synchronsprecher für die Neuauflage des französischen Klassikers „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry zu gewinnen.
Das ganz im ARD-Stil blauumrandete Hörbuch-Forum quoll vor Besuchern fast über, als sich Moderatorin Corinna Zimmer und Vorleser Oliver Rohrbeck in Richtung Bühne begaben. Viele waren gekommen, um den wahrscheinlich bekanntesten deutschen Synchronsprecher (u.a.: „Die drei Fragezeichen“, Ben Stiller und viele mehr) einmal live zu sehen und zu hören. Doch auch die hochgelobte Neuübersetzung durch Maja Ueberle-Pfaff sorgte dafür, dass das Interesse an dem Hörbuch groß war.
Über siebzig Jahre gibt es die Geschichte schon, die Geschichte eines Jungen, der mit der Erwachsenenwelt nicht zufrieden ist, Pilot wird und in der Sahara abstürzt, wo er einem kleinen Prinzen begegnet. Dieser Prinz kommt von einem hausgroßen Asteroiden und erzählt von seinem Leben und seiner Reise zur Erde. Kindgerecht verpackt schreibt Antoine de Saint-Exupéry in diesen Erzählungen über Themen wie Vertrauen, Werte und Menschlichkeit.
Dass sich eine Neuauflage als Hörbuch lohnt, wurde mir, wenige Augenblicke nachdem Rohrbeck anfing zu lesen, bewusst. Wie schon von der Moderatorin angekündigt, sorgt die Neuübersetzung in modernes Deutsch, gepaart mit Rohrbecks einzigartiger Stimme dafür, dass man langsam in die Geschichte hineinsinkt, ohne dass der Kitsch überhand nimmt.
Ob Rohrbeck live las oder die Hörbuchversion abgespielt wurde, ließ sich dabei kaum raushören. Völlig unbeeindruckt vom lauten Trubel der Buchmesse (wenige Meter weiter wurden z. B. laute Operngesänge praktiziert) las Rohrbeck ohne Räuspern, Pause oder Versprecher, sodass auch das Publikum sich vom Drumherum nicht stören ließ, sondern in den Bann des ursprünglich für Kinder geschriebenen Buches gezogen war. Mit einer vierzigminütigen, ununterbrochenen Lesezeit schossen Rohrbeck bzw. der Audiobuch-Verlag allerdings ein wenig über das Ziel hinaus, sodass ein paar Besucher ihre Plätze frühzeitig verließen.
Es folgte noch ein kurzes Interview, in dem Rohrbeck authentisch erzählte, wie er während der Aufnahmen für das Hörbuch manchmal selbst zu Tränen gerührt war. Er habe jedoch versucht, diese Seite der Geschichte nicht überzustrapazieren, damit das Endprodukt für Hörer jeden Alters interessant bliebe.
Dann sprang der Fokus vom Buch allerdings schnell wieder zu Rohrbeck persönlich. Es wurde über einige seiner Projekte gesprochen. So erklärte er z. B., dass er für die „Fast and Furious“-Filmreihe die Synchronregie innehabe, ehe die Lesung nach einer knappen Stunde unter großem Beifall beendet wurde. Danach stellte sich Rohrbeck seinen Fans, teilweise mit mehreren „Die drei Fragezeichen“-Bänden bewaffnet, noch für Fotos und Autogramme zu Verfügung und hinterließ damit einen guten Eindruck.
Für den Audiobuch-Verlag könnte dieses Projekt zum Glücksfall werden. Die Risiken bei der Kombination von einem der beliebtesten Bücher aller Zeiten mit einer der beliebtesten Stimme unserer Zeit sind ohnehin schon sehr überschaubar, die durchweg positiven Reaktionen nach der Lesung bilden zusätzlich ein gutes Omen. Wer bei der Lesung nun im Endeffekt im Mittelpunkt stand, das Buch oder der Vorleser, spielt dabei eigentlich keine Rolle. Fest steht: Oliver Rohrbeck und “Der kleine Prinz”, das passt.
Buch: Antoine de Saint-Exupéry; “Der kleine Prinz”; Audiobuch-Verlag; 14,95 Euro (D)
Lesung: Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Exupéry; Moderation: Corinna Zimmer; Lesung: Oliver Rohrbeck; Messehalle 3 (Leipziger Buchmesse); 12. März; 12:30 Uhr