Der Bürgermeister oder lieber doch der Tierarzt?

Bei ihrer Lesung von »Zwei Männer, die Liebe und ich« sorgt Martina Gercke für viele Lacher.

Die bis über beide Ohren strahlende Autorin Martina Gercke richtet sich am Tisch ein. Das zahlreich erschienene Publikum wartet gespannt auf die angekündigte Fortsetzung der »Portobello Girls«, doch Martina Gercke zückt plötzlich ein anderes Buch. Frisch aus dem Druck, wie sie berichtet. Eine Lesung kann natürlich in zwei Richtungen gehen, wenn die Autorin beschließt ein anderes Buch als im Programm angekündigt vorzustellen. Gleich zu Beginn lässt sich jedoch sagen, dass es dieser Lesung definitiv keinen Abbruch tat.

Selbstbewusst und mit einem sympathischen Lächeln reagiert Gercke auf die sofortige Durchlöcherung, wo denn die »Portobello Girls« blieben und was das da vorne sei? Das Publikum in der ersten Reihe ist also schon vor Beginn der Lesung Feuer und Flamme und auch die hinteren Reihen werden abrupt still, als Martina Gercke beginnt ihr topaktuelles Buch vorzustellen.

Die Protagonistin Doktor Rylee Adams sei ein richtiger »taff Cookie«, beschreibt Gercke sie. Doch in Kapitel eins, das sie nun vorliest, ist davon erst einmal nicht so viel zu spüren. Rylee wird von ihrem Freund und gleichzeitig Chef direkt nach dem Sex verlassen. Und als wäre das nicht schon der Gipfel eines schlechten Tages, findet sie beim Versuch, sich anzuziehen und selbstbewusst die Wohnung zu verlassen, ihren Slip nicht mehr.  Also beschließt sie kurzerhand einfach nur ihre Jeans anzuziehen und zu gehen. Dabei bleibt sie jedoch mit dem Reißverschluss in ihrem »sexy blonden Busch« hängen und ihr Freund… äh, Exfreund hilft ihr aus der Situation, allerdings nicht ohne – so wie ihr Herz – ein paar ihrer Schamhaare herauszureißen.

Das bunt gemischte Publikum hat bereits jetzt Tränen gelacht und an geeigneter Stelle mitfühlende Laute von sich gegeben, was sicher auch an der Art von Gerckes Vortragsweise liegt – locker-flockig, als würde sie uns eine Geschichte aus ihrem Leben erzählen. Ihre durchdringende Stimme setzt sich über den Messelärm deutlich hinweg und sie könnte sicher sogar ohne Mikro die komplette Halle 5 füllen, wie sie scherzt.

Martina Gercke © Carolin Zimmermann

Frisch verlassen, wird Rylee nun auch noch von ihrem Exfreund gefeuert. Das scheint die beste Woche ihres Lebens zu sein. Natürlich »brauchte jede Frau, gerade in dieser Situation, eine beste Freundin«. Erneut erntet Gercke verständnisvolles Nicken und stellt uns Sarah vor, eine Freundin wie sie im Buche steht, schlägt sie doch gleich zu Beginn vor, Rylees Ex die Eier abzuschneiden oder ein Nacktbild von ihm auf Instagram zu posten.

Der nächste Lacher folgt, noch bevor Gercke überhaupt beginnt zu lesen: Etwas verlegen setzt sie plötzlich ihre Brille auf, denn nun steigt sie von ihrem Tablet mit extra großer Schriftgröße, wie sie uns zeigt, auf ihr Buch um. Auch die nächsten beiden Kapitel, die sie uns vorstellt, stoßen auf große Resonanz. Wir lernen die zwei wichtigsten Männer des Romans kennen, den sympathischen Tierarzt Harry und den launischen Bürgermeister Jake, den Ort Chipping Campden in Cotswolds und erleben einen, sagen wir mal, Joggingversuch in Schlafanzughose.

Die Lesung endet in tobendem Applaus und Pfeifen seitens des gut unterhaltenen Publikums. Dass eigentlich die »Portobello Girls« auf dem Programm standen, hat hier niemand mehr auf dem Schirm.

Beitragsbild:  Eine sympathische Martina Gercke und ihr Buch »Zwei Männer, die Liebe und ich«. © Carolin Zimmermann


Die Veranstaltung: Eigentlich Martina Gercke liest aus »Portobello Girls«, dann aber aus »Zwei Männer, die Liebe und ich«, Messegelände, Halle 5, Stand D302, Leseinsel Autorengemeinschaftspräsentation, 22.03.2019, 12.00 Uhr

Das Buch: Martina Gercke: »Zwei Männer, die Liebe und ich«, Selfpublisher-Verband, 2019, 10,95 Euro


 

 

Die Rezensentin: Carolin Zimmermann