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Felix A. Münter stellt seinen neuen Fantasyroman »Dynastie: Königsretter« vor.

Besucher des Wolvercote Friedhofs in Oxford dürften heute eine jähe Erderschütterung vernommen haben, als sich der Schöpfer der Fantasyliteratur, J.R.R. Tolkien, wieder einmal im Grab umdrehte. Felix A. Münters Lesung aus seinem Werk »Dynastie: Königsretter« vermittelte anschaulich, wie man das Fantasy-Genre möglichst nicht umsetzen sollte.

Eigentlich waren die Voraussetzungen für Münter ideal: Nach der vorangegangen Veranstaltung auf der Leseinsel Fantasy, bei der die Geschichte des Dresdener Vampirs Toralf erzählt wurde, welcher in der Residenzstadt einen Handlungsreisenden snackt, konnte es vermeintlich nur besser werden.

© Papierverzierer Verlag

Gleich zu Anfang verkündete der hagere junge Mann mit dem Undercut, sein Buch sei der Auftakt einer zehnteiligen Fantasyreihe, von der er zu jeder deutschen Buchmesse jeweils einen Band veröffentlichen wolle. Das sei ihm diesmal allerdings misslungen, was etwaigen Rezensenten immerhin das Lesen einer 600-seitigen Einschlafhilfe erspart hat.

Ohne weitere Umschweife zückte der Autor sein Tablet und begann, aus einem Kapitel namens »Wie räudige Köter« vorzulesen. Monoton beschrieb Münter eine Welt, in der alle Männer blonde Muskelprotze sind, das Alter der Charaktere in »Sommern« statt Jahren gezählt wird und Sprechrollen für Frauen anscheinend nicht existieren. Die Rollenspielerfahrungen des Autors waren dabei leicht zu erkennen, hörte sich das Ganze doch verdächtig nach einer Episode aus »Das Schwarze Auge« an.

Zehn Minuten vergingen und das überwiegend jugendliche Publikum wirkte angeödet. Münters Söldner kämpften derweil gegen eine stereotypische Diebesbande, während sich der Autor immer wieder verhaspelte und die Sätze durch Füll-Laute in die Länge zog.

Nach fünfzehn Minuten begannen die Zuschauer, kleine Snacks und Pausenbrote auszupacken. In der ersten Reihe zog jemand einen Roman aus der Tasche und begann zu lesen. Die Buchcharaktere hatten mittlerweile das Gemetzel beendet und schleppten die überlebenden Diebe zu ihrem Dienstherrn. »Die haben es bald hinter sich«, kommentierte einer der Protagonisten und man begann, die Diebe darum zu beneiden.

Felix A. Münter © Papierverzierer Verlag

Nach zwanzig Minuten standen die ersten Zuhörer auf und gingen. Ein Teil des verbliebenen Publikums hatte sich umgedreht, um mit dem Hintermann zu plaudern, und vier Anwesende lasen in mitgebrachten Büchern. Da der Autor allen Figuren dieselbe Stimme verlieh, war schwer zu erkennen, wer gerade sprach. Es war allerdings auch relativ unwichtig, da sich ohnehin alle gegenseitig beleidigten. Selbst die Drohung eines Charakters, den anderen bei lebendigem Leibe an Schweine zu verfüttern, konnte die Aufmerksamkeit des Publikums nicht mehr zurückgewinnen.

Schließlich ließ Münter das Tablet sinken und verabschiedete sich mit einer halbherzigen Empfehlung seines noch nicht gedruckten Buches. Man mochte ihm beinahe gratulieren. Immerhin hatte er es geschafft, selbst die Geschichte des trostlosen Toralf wie ein Meisterwerk wirken zu lassen und zumindest dafür gebührt ihm Respekt.

Beitragsbild: Felix A. Münter liest aus »Dynastie: Königsretter«. © Milena Wein


Die Veranstaltung: Felix A. Münter. Dynastie: Königsretter. Zu Asche werden wir und aus Asche werden wir neu, Leseinsel Fantasy, 16.3.2016, 11 Uhr

Das Buch: Felix A. Münter: Dynastie: Königsretter. Papierverzierer Verlag, Essen 2018, 568 Seiten, 19,99 Euro


 

 

Rezensiert von: Milena Wein