Hagel, Regen, Schneesturm – die Kontrolle des Wetters wird zur realen Fiktion

Uwe Laub liest im Literaturforum der Leipziger Buchmesse aus seinem neuen Thriller »Sturm«.

Die Lesung von Uwe Laubs Wissenschafts-Thriller findet im großen Literaturform statt, dessen rote Wände mit Postern und dessen weiße Sitzreihen mit Blumen dekoriert sind. Der Autor selbst betritt das Podest in Begleitung einer blonden Frau, die anschließend das Mikrofon in die Hand nimmt und uns herzlich begrüßt. Sie übernimmt dann die Führung der Gesprächssituation, indem sie Uwe Laub kurz vorstellt und ihn daraufhin interviewt. Woher er seine Idee überhaupt hat, fragt ihn die blonde Interviewerin anschließend. Sobald Uwe Laub anfängt, über dieses spannende Thema zu erzählen, kann man spüren, wie interessant er selbst es findet. Dass wir bestimmten Niederschlag wie zum Beispiel Hagel vermeiden wollen, ist nur einer der wenigen Eingriffe, welche die Menschheit vornimmt. Er erzählt uns aufgeregt, dass er einen Artikel im »Spiegel« gelesen hat. Dabei ging es um das gute Wetter in Peking zu Olympia, welches nicht von ungefähr kam: Man verwendete Silberiodid und brachte die Wolken damit an einen anderen Ort zum Abregnen. Der gleiche Vorgang erzeugte allerdings nur ein Jahr später einen dreitägigen Schneesturm.

Uwe Laub. © randomhouse

In »Sturm« wird Fiktion und Realität vermischt, obwohl das Buch größtenteils auf Fakten beruht. Die Fiktion ergibt sich seiner Aussage nach automatisch für einen Autor, und anschließend ist es teilweise schwierig festzustellen, was real, was fiktiv ist. In dem Roman spielt das Wetter verrückt, und die Menschen werden häufig sogar mit Extremwetterlagen aus dem Nichts konfrontiert – extreme Schneefälle und Hagelstürme werden zum Alltag. Nach der Anleitung durch Laubs Moderatorin beginnt er die erste Szene aus »Sturm« zu lesen, bei der es während eines Bundesliga-Spiels in Berlin zu außergewöhnlichen Vorkommnissen kommt: Ein Tornado erschüttert die Stadt. Laub ist dabei ein guter Leser – die perfekte Kombination von Betonung, Schnelligkeit und Lautstärke gelingt ihm spielend leicht, so dass alle Zuhörer gebannt seinen Erzählungen folgen. Beim Lesen beginnt die Technik plötzlich unangenehm zu piepen, wovon sich Laub in keiner Weise beeindrucken lässt.

Als der Autor sich nach dem Lesen wieder der Moderatorin zuwendet, versichert er uns, dass dieser Teil natürlich und glücklicherweise fiktiv sei, und es entsteht eine neue Interview-Situation, in der Laub weitere Fragen der Moderatorin, aber auch der Zuschauer beantwortet. Um eine Frage beantworten zu können, zitiert er Mark Twain: »Alle reden vom Wetter, aber keiner tut etwas dagegen.« Dies hat er für sich und seinen Roman »Sturm« abgewandelt zu: »Alle tun etwas gegen das Wetter, aber keiner redet darüber.« Die nächste Szene, die er vorliest, hat er passend zum plötzlichen Schneetreiben in Leipzig ausgesucht. Seiner Stimme lauschend, lernen wir die Protagonistin Laura kennen, die sich in die Kälte und mit ihrem Auto durch das Schneegestöber zwingt. Obwohl sie erst wegen eines Unfalls selbst im Stau steht, landet sie mit ihrem Auto aufgrund der Glätte anschließend selbst im Straßengraben. Um nicht im Auto zu erfrieren, beginnt sie durch den Sturm zu stapfen. An dieser Stelle klappt der Autor Uwe Laub das Buch zu, und seine Sitznachbarin beendet die Lesung mit den Worten, dass wir gern den Roman erwerben können, wenn wir wissen möchten, wie es weiter geht.

Beitragsbild: Das in dunklen und leuchtenden Farbtönen gestaltete Cover des neuen Romans »Sturm« von Uwe Laub. © Lisa Norden


Die Veranstaltung: Uwe Laub liest aus »Sturm«, 16.3.2018, 15.30 Uhr

Das Buch: Uwe Laub: Sturm. Heyne, München 2018, 400 Seiten, 14,99 Euro


 

 

Die Rezensentin: Lisa Norden