Der deutsche Komiker Christian Schulte-Loh erzählt im Horns Erben von seiner Anfangszeit als Komiker in England.
Gleich zu Beginn stellt der Autor klar, dass dies keine klassische Lesung werden wird, eher eine Mischung aus Gespräch und Lesung. Christian Schulte-Loh tritt zum ersten Mal während seiner Lesereise in Sachsen auf. Hierfür hat der Autor Horns Erben gewählt, eine Location, die mit ihrem altertümlichen Charme und Holzvertäfelungen überzeugen kann, obwohl der Raum spärlich ausgeleuchtet ist. Da er früher selbst in Sachsen studiert hat, sind viele seiner ehemaligen Kommilitonen anwesend, wodurch eine familiäre Stimmung entsteht.
Das große Ziel des Autors war es, einmal selbst im berühmten Londoner Comedy Store aufzutreten. Um diesen Traum zu verwirklichen, ging er 2009 nach Großbritannien. Nun hat er seine Erfahrungen in einer Liebeserklärung an das Land und die Menschen verarbeitet. Der Autor selbst sieht sein Werk als eine Mischung aus seiner Entwicklung zum Komiker in England und einem Portrait der Briten.
Während der Lesung merkt man, wie vertraut und angenehm das Klima im Raum ist. Nicht zuletzt, weil der Autor immer wieder auf sein Publikum eingeht und Erfahrungsberichte von Menschen erfragt, die selbst bereits in Großbritannien gelebt haben. Dadurch wird abermals klar, dass alle verrückten Geschichten des Buches wahr sind, wie Christian Schulte-Loh später auch bestätigt.
Passend dazu liest er eine Anekdote vor, die sich in mehreren Einkaufsgeschäften ereignete. Der Autor wunderte sich, warum ihn die Verkäuferinnen allesamt mit »Honey« oder »Love« ansprachen, bis er merkte, dass sie nicht in ihn verliebt waren, sondern dies eine normale Umgangsform ist. Sein neu erlangtes Wissen über das Land wollte er direkt beim Wirt eines Pubs ausprobieren, was dieser allerdings weniger witzig fand. Immer wieder stellt Christian Schulte-Loh so Unterschiede zwischen Deutschland und Großbritannien her, was die Lesung spannend macht. Ausführlich erzählt der Autor auch, wie er anfangs bei Freunden unterkommen musste, da er noch keine bezahlten Auftritte hatte. Eine eigene Wohnung in London, eine der teuersten Städte der Welt, wäre zu dieser Zeit undenkbar gewesen.
Während im ersten Teil der Lesung vorrangig ein Gespräch stattgefunden hat, beginnt der Autor nun im zweiten Teil mehr aus seinem Werk zu lesen. Hierbei wird Christian Schulte-Loh leider des Öfteren vom knarzenden Holzboden begleitet, was beim Zuhören stört, ihn aber nicht irritiert. Vorgetragen werden abermals Anekdoten, die Großbritannien in seiner ganzen Pracht charakterisieren. So auch in seiner Erzählung von einem Auftritt vor altreichen Landlords, in der sich schamlos über den ärmsten Anwesenden im Raum lustig gemacht wird. Oder dem ältesten Pub des Landes, in dem sich Christian Schulte-Loh nach einem Auftritt seinen Schlafplatz im Schankraum mit Schlangen teilen musste.
Nach diesem Abend, an dem viel gelacht wurde, kann man sich gut vorstellen, dass Christian Schulte-Loh auch das englische Publikum hervorragend unterhalten kann.
Beitragsbild: Christian Schulte-Loh liest aus seinem Roman. © Laura Schäfer
Die Veranstaltung: Lesung und Gespräch: Christian Schulte-Loh präsentiert Zum Lachen auf die Insel, Horns Erben, 27.2.2018, 20 Uhr
Das Buch: Christian Schulte-Loh: Zum Lachen auf die Insel. Piper, München 2017, 240 Seiten, 10 Euro, E-Book 9,99 Euro
Die Rezensentin: Laura Schäfer